Afrikatagebuch Teil II

Ich hätte nicht gedacht, dass ich so viel schreibe. Damit mein Tagebuch übersichtlich bleibt, lege ich nun einen 2. Teil an. Das verkürzt auch die Ladezeit.

Es freut mich immer, wenn ich höre, dass mein Tagebuch gelesen wird. Es motiviert mich. Ich lese gespannt jede Email aus Deutschland und beantworte sie meist sofort. ALSO - gleich auf Kontakt gehen und mir eine Email schreiben :-).

BITTE keine großen Dateianhänge senden! In Kamerun ist die Zeit von ISDN geschweige denn von DSL noch nicht angebrochen. Die Ladezeit beträgt nur 28,8 KB/sec und die Leitung ist nicht sehr stabil. Tagsüber ist es fast gar nicht möglich, nachts funktioniert es (meist).


Kousseri, 20.01.2006

Ich bin wieder unterwegs. Zur Zeit bin ich wieder in Kousseri auf der Baustelle (siehe auch 05.12.2005). So jetzt gilt es. Ganz oben im Norden an der Grenze zum Tschad. Hitze. Keine weiße Haut weit und breit. Pastor Theodor, der gut Englisch spricht und mich seit Maroua begleitet hat, ist heute abgereist. Nun gilt es als "Blanc" eine Baustelle in Afrika zu führen. Abenteuer pur.

Aber der Reihe nach. Am Montag ist Miriam sehr schweren Herzens nach Deutschland gereist. Sie war drei Monate in Kamerun und hat sich - wie ich - in dieses Land verliebt. So Gott sie führt, wird sie wieder hierher zurückkehren. Beim Abschiedsessen fragt mich Daniel Mbiwan, ob ich Heimweh habe. Nein, Heimweh habe ich nicht. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass ich dieses wunderbare Land verlasse. Deutschland ist auch in meinen Gedanken weit weg. 


Miriams letzter Tag in Kamerun, Ginan, Deborah, Caleb, 
ich und Miriam auf dem Mont Fébé

Am Dienstag 17.01.2006 ging die Reise los. Ich fahre mit Ginan Richtung Norden. Oh Wunder: Der Zug fährt pünktlich los! Es war eine angenehme Reise - bis auf: In der Nacht war es sehr kalt. Ich bin ja nicht verfroren und schlafe meist ohne Decke. Aber in dieser Nacht habe ich mich eingemummelt und habe trotzdem noch gefroren. Noch größeres Wunder: Der Zug kommt pünktlich um 9:15 Uhr in Ngaoundéré an!! Gott ist groß.


Sonnenaufgang auf der Fahrt von Yaoundé nach Ngaoundéré

Wir fahren mit einem kleinen Bus nach Garoua. Ca. 300 km (4 Stunden) gute Asphaltstrasse. Unser Bus ist relativ neu und unser Fahrer fährt sehr defensiv - zu langsam für Ginan (und ich habe gedacht, ich bin ungeduldig). Es war die aufregendste Fahrt meines Lebens.

Wir sitzen in der zweiten Reihe hinter dem Fahrer - etwas erhöht. Im November sind wir diese Strecke bei Nacht gefahren. Jetzt genieße ich die Landschaft. Wir fahren die Hangkante des Adamaoua Hochplateaus herunter vor uns liegt der Norden. Ich bewundere und bestaune die herrliche Landschaft. Ich bete und danke Gott, dass er mich hierher geführt hat. Auf einmal spricht er mit mir. 

"Dieses ist dein Land." Ich drehe mich ungläubig um. Nein niemand zu sehen, der mit mir Deutsch spricht. "Gehe in den Norden und arbeite in meinem Namen. Ziehe hierher. Du weißt, was zu tun ist."

Am Tag vorher hat Ginan berichtet, dass im islamisch geprägten Norden junge Moslems, die Christen werden, ein schweres Leben haben. Vor allem für junge Frauen ist es hart. Sie haben keine Ausbildung, kein Geld, keine Familie. Ginans Vision ist ein Zentrum, in dem junge Christen wohnen ihren Glauben leben können, an dem sie eine Ausbildung und einen Start ins neue Leben erhalten. Ich spüre sofort, dass mich diese Vision anspricht. Während der Zugfahrt spreche ich sie nochmals darauf an, sage aber nicht, was ich dabei fühle.

UND jetzt sagt Gott, dass er mich auserwählt hat, dass ich diese Aufgabe übernehmen soll. Ich lache, ich weine. Ähnlich wie Josua zweifle ich. "Ich bin dafür nicht geeignet," sage ich. "Ich kann das nicht."

"Hast du an Silvester nicht aufgepasst? Siehe, ich habe dir geboten, daß du getrost und unverzagt seist. Laß dir nicht grauen und entsetze dich nicht; denn ich bin mit dir in allem, was du tun wirst." (Josua 1, 7)

"Du brauchst 200.000,00 €!" "Ich habe das Geld nicht!" Gott hat mir genau gesagt, an wen ich mich wenden soll, wer mir helfen wird. "Mache eine Projektskizze und sende sie per Email an die Personen, die ich dir genannt habe." 

"Aber die haben auch nicht 200.000,00 € locker!" "Hör mal, ich bin nicht dumm, sie werden auch nicht alles alleine auftreiben, sondern in ihrem Bekanntenkreis Unterstützung für dich finden."

Wieder zweifle ich. "Sei getrost und unverzagt..." 

"Herr, was passiert, wenn ich es nicht mache?" - "Du weißt, was passiert!" Ich sage: "Das ist Erpressung." "Nenne es wie du willst. Ich sehe, wie sehr du dieses Land und die Menschen hier liebst. Ich habe in dein Herz gesehen, als du Ginans Vision hörtest. Ich gebe dir nun die Möglichkeit, dass du für den Rest deines Lebens hier lebst und in meinem Namen arbeitest. Ich bin bei dir. Was ist jetzt: JA oder NEIN!"

"JA JA JA!" Ich weine vor Freude.

Noch im Zug habe ich Ginan erzählt, dass ich noch nicht weiß, was ich nach meiner Rückkehr nach Deutschland im Sommer 2006 machen werde und dass ich weiter Gottes Wege folgen werde. Nun weiß ich es! Mein Herz springt vor Freude. 

Alle Menschen um mich herum schlafen. Der Busfahrer kämpft auch mit seiner Müdigkeit. Nur ich bin selbst nach einer 15-stündigen Bahn- und einer einstündigen Busfahrt hellwach. Ich singe vor mich hin.

"Erzähl es allen Menschen und du wirst sehen, was passiert." Ginan wacht auf. "Soll ich es auch Ginan erzählen?" "Sag mal, bist du taub!" Also ist Ginan die erste, die meine Zukunft erfährt. Sie freut sich mit mir und sagt: "Willkommen daheim!"

Seit dieser Zeit höre ich häufig Gottes Stimme.

Wir kommen um 14:00 Uhr in Garoua an. Duschen! Ich fühle mich wie neu geboren - bin ich ja auch. Besuch bei Pastor Clement - der Empfang ist herzlich. Ich erzähle sofort alles. Kurzes Gespräch mit Pastor Bouba aus Ngaoundéré - er ist gerade in Garoua - wir besprechen den Transport und die Reparatur eines VW Busses. Kleine Mahlzeit, die Hadidjatou bereitet hat (köstlich) dann schnell zum Busbahnhof und um 16:45 Uhr sitze ich alleine im modernen klimatisierten Bus nach Maroua. Die Fahrt in die Nacht ist angenehm.

Um 20:00 Uhr komme ich in Maroua an und werde von der Frau des Pastors Yonkeu abgeholt. Wir fahren zu Schwester Josephine. Ich übernachte in ihrem Haus.

Auch hier - die Gastfreundschaft, die Herzlichkeit, mit der ich aufgenommen bin, berührt mich immer wieder. Ich fühle mich hier nicht als Fremder sondern als Freund und Bruder.

Nochmals eine Dusche. Nach zwei Tagen auf Achse freue ich mich auf das Bett und ich schlafe wie in Abrahams Schoß.

Um 6:00 Uhr wache ich auf und fühle mich ausgeschlafen. Frühstücken. Dann fahren Pastor Theodor Yonkeu und ich Richtung Kousseri.

Unterwegs machen wir halt im Waza Nationalpark. Nein nicht HALT - sondern wir fahren mit einem Guide durch den Nationalpark. Er ist zwar nicht so groß und so bekannt wie der Serengeti Nationalpark, aber - nach Aussage meines Kamerun Reiseführers  - einer der schönsten Afrikas.


Eine lebendige Giraffe in Bildmitte

Hier sehe ich Tiere zum ersten Mal in freier Wildbahn, Giraffen, Gnus, Antilopen und andere Tiere, deren Namen ich schon vergessen habe. Nur einer der 1.800 Elefanten, die sich hier aufhalten, habe ich nicht gesehen. Die halten in der Mittagshitze Siesta. Kann ich gut verstehen. Je weiter ich in den Norden komme, desto heißer und trockener wird es. Ich fühle mich hier wohler als im zwar kühleren ABER feuchten Klima Yaoundés. Nicht umsonst hat mir Gott gesagt, dass ich in den Norden gehen soll.


An dem Teich versammeln sich viele Tiere

So, jetzt ist es doch schon 23:17 Uhr und ich gähne. Morgen ist ein neuer Tag, den Gott mir schenkt. AMEN!


Kousseri, 22.01.2006

Es ist Sonntag Abend, 19:46 Uhr. Seit etwa einer Stunde ist es stockfinster. Bei dem Klima, das hier herrscht, habe ich das Gefühl es ist Sommer. Bei uns ist es dann lange hell. Hier in der Nähe des Äquators gibt es keine Jahreszeiten - nur Trocken- und Regenzeiten. Die Sonne geht jeden Tag um ca. 6:30 Uhr auf und um 18:30 wird es Nacht.

Ich war gerade im Internetcafé. Meine Emails konnte ich checken, aber mein Tagebuch nicht aktualisieren. Na dann beim nächsten Mal. 

Ich bin dann mit dem Moto ins Hotel gefahren. In Kousseri gibt es keine Busse oder Taxen. Mopeds übernehmen den Personentransport. Ich stelle mich an den Straßenrand. Wenn ein Moped vorbeifährt (meist muss ich nicht lange warten) winke oder zische ich. Sie halten an. Ich sage mein Ziel und setze mich hinten auf. Die Fahrt im Stadtzentrum kostet 100 CFA. 

Zwei aufregende Tage liegen hinter mir. Ich habe hier noch keinen anderen "Blanc" gesehen und ich muss Französisch sprechen. Na, ja - es gelingt mehr schlecht als recht ABER es gelingt! Die meisten sprechen undeutlich und schnell, obwohl sie wissen, dass ich nicht so gut Französisch spreche. Wenn ich dann nachfrage und bitte, dass sie langsam sprechen sollen, verstehe ich sie gut. Aller Anfang ist schwer.


Morgenstimmung über N'Djaména - der Grenzfluss Logone

Noch am 20.01.2006 fährt Pastor Theodor mit mir an die Grenze zum Tschad. Eine schmale Brücke überquert den Grenzfluss Logone. Auf der anderen Seite liegt N'Djaména, die Hauptstadt des Tschad. Wir sind ganz früh und die Sonne geht auf. Es ist noch sehr wenig los und es herrscht eine friedliche, ruhige Stimmung. Wir dürfen fotografieren.


Grenzposten

Anschließend frühstücken wir im Café. Das typische Frühstück in Kamerun besteht aus Nescafé für mich mit Milchpulver ohne Zucker (die meisten Afrikaner trinken den Kaffee pappsüß), Baguette und Omelett, meist  mit Tomaten, Zwiebeln, Paprika und Sardellen. Ein deftiges Frühstück, das bei mir meist bis zum Abend anhält. Preis 700 CFA - etwas über einem Euro. Ich weiß nicht, ob ich es schon einmal geschrieben habe - macht nix - doppelt genäht ... der Kurs ist 655 CFA = 1,00 €.

Im Hotel habe ich mich dann nach dem Preis für das Frühstück erkundigt. 1.500 CFA!! "Ist das der Preis für die Weißen?" frage ich. Die Frau hat das dann empört zurückgewiesen. Wahrscheinlich habe ich ihr wirklich unrecht getan. Aber ich muss mich noch daran gewöhnen, dass alle Weißen hier als reich gesehen werden. 

Der Weißbinder will eine enorme Summe für den Innen- und Außenputz. Ich rufe Robert an, der mir einen angemessenen Preis nennt. Es ist weniger als die Hälfte des verlangten Preises. Ich reagiere sauer und bin wütend. Am nächsten Tag verlangt er seinen Lohn für die Arbeit am Vortag. Er hat noch nichts gegessen, da er kein Geld hat. Ich fühle mich beschämt. ABER deshalb jeden Preis akzeptieren? Wie soll ich damit umgehen? In jeder Situation wieder neu handeln.

Als Vergleich: Die Facharbeiter verdienen zwischen 2.500 und 3.500 CFA am Tag (4,00 - 5,50 €), Helfer 1.000 - 1.500 CFA (1,50 - 1,75 €).

Hier muss wirklich alles organisiert werden. Wir kaufen den Zement (10,00 € / Sack!), den Sand, organisieren den Transport  auf die Baustelle. Die Handwerker werden in der Regel pro Tag gezahlt. Also völlig anders als bei uns. UND ohne Moos nix los. Es muss alles sofort bar gezahlt werden. Es gibt kein bargeldloser Zahlungsverkehr. Zwar existieren Banken, doch keiner traut der Bank, da in den letzten Jahren einige auch große Banken Konkurs sind und viele Menschen ihr Geld verloren haben. 

Beispiel: Ich habe in Yaoundé einen kleinen Schrank beim Schreiner bestellt: Kosten 100.000 CFA (150,00 €) für einen Schrank aus Massivholz nach meiner Zeichnung. Ich gebe ihm sofort das Geld für das Material. Wenn er fertig ist, bekommt er seinen Lohn.

Ich werde dann gefragt: "Wie viel Sack Zement brauchen wir für den Putz?" Keine Ahnung! Robert anrufen. 5 Sack / m³ Putz. Wie gesagt: Ich lerne jeden Tag.

Wenn ich dann erzähle, wie das bei uns abläuft: Ungläubiges staunen. Die meisten Menschen hier leben "von der Hand in den Mund". Wie soll dann der Handwerker die unvorstellbare Summe von 240.000 CFA den Zement kaufen und dann noch mit der Zahlung warten bis die Arbeit fertig und ohne Mängel abgenommen ist. Dann ist seine Familie verhungert. 

 Wieder ist ein ereignisreicher Tag vorbei. Ich danke Gott für diesen Tag.


Kousseri, 25.01.2006

Es ist Mittwoch Abend. Eigentlich sollten heute die vier Hauptbinder aufgestellt werden. ABER Wir - das sind Pastor Jonas und ich - müssen erst das Holz für das Gerüst kaufen. Wir verwenden sie später als Koppelpfetten.

Der erste Händler wartet seit Tagen auf die Ladung. Der LKW hat eine Panne. Der LKW Fahrer wartet auf Geld für die Reparatur (ohne Moos nix los, siehe oben). Zweiter Händler: Er hat keine gute Qualität. Dritter Händler (alle Händler sind Muslime): Wir gehen in sein Lager (ca. 500 m entfernt). Die Qualität ist o.k. Zurück zum Geschäft. Verhandlung über den Preis. Palaver: Wir einigen uns auf einen guten Preis.

Wieder im Lager suchen wir die besten Hölzer aus. Es ist genau die benötigte Anzahl an Hölzern vorhanden. Mit den "Poussiere" - den örtlichen Transportunternehmern - den Preis verhandeln. 100 CFA - unmöglich. Wir einigen uns dann auf die üblichen 50 CFA erst als Pastor Jonas gedroht hat, dass er einen anderen Poussiere holt.

Pousse ist der Transportkarren mit zwei Rädern, der von jungen Burschen von Hand geschoben wird. Mit diesem Karren wird fast alles transportiert; Sand, Zement, Eisen, Holz, Lebensmittel ... halt alles, was nicht in der Hand oder auf dem Kopf getragen werden kann.

Mit den beiden Poussiere bringen wir die erst Landung auf die Baustelle. Wieder zurück zum Händler. Zahlen und im Hauptgeschäft die besten Bretter aussuchen. In einem anderen Laden noch die Nägel kaufen. ... Pastor Jonas und ich sind den ganzen Vormittag unterwegs. Bei ca. 35° C.

Die Hitze macht mir nichts aus. Es ist trocken. Es ist sehr trocken. Im Hotel kaufe ich gekühltes Mineralwasser. Die Luft ist so trocken, dass die kalte Flasche noch nicht einmal beschlägt! Smalltalk im Hotel: "Il fait chaud - Es ist heiß," bemerke ich. Ja, ja: "La chaleur commence - Die Hitze beginnt,"  antwortet der Patron. Nur am frühen Nachmittag verdrücke ich mich in mein schattiges Hotelzimmer und halte Siesta.

So jetzt hoffe ich, dass das Wasser läuft und ich duschen kann. Na! Da man hier immer damit rechnet, dass kein fließendes Wasser vorhanden ist, steht ein großer Wassereimer im Bad. Am Anfang habe ich mich gefragt, warum in jedem Hotelzimmer eine kleine Plastikgießkanne steht, obwohl keine Blumen vorhanden sind. Jetzt weiß ich es und habe gelernt, wie ich mich damit wasche und dusche UND dann ab in die Falle.


Kousseri, 01.02.2006

Ich bin immer noch in Kousséri. Es geht einfach nicht voran. Die Dachkonstruktion hat es aber auch in sich.

Ich muss jetzt unterbrechen, da wir z.Zt. keinen Strom haben und meine Batterie fast leer ist.

Nach ca. 1 Stunde ist der Strom jetzt wieder da. Das passiert jeden Tag in unregelmäßigen Abständen.

Weiter mit meinen Problemen auf der afrikanischen Baustelle:

Eine afrikanische Baustelle sieht wie folgt aus: Die Rohstoffe sind: Kies, Sand, Zement, Holz, Stahl und Blech. Alles andere wird von Hand hergestellt. Maschinen? Kran? Fehlanzeige! Die Steine werden auf der Baustelle aus Beton gegossen. Der Beton wird von Hand gemischt und alles von Hand eingefüllt. Auch der Putz wird von Hand gemischt und mit der Kelle angeworfen. Die Stahlteile werden von Hand gesägt und die Löcher mit einem Stanzeisen herausgeschlagen. Kreissäge: So etwas gibt es in ganz Kousseri nicht. Die einzige Maschine auf unserer Baustelle ist das Schweißgerät des Schlossers - mit abenteuerlich geflickten Kabeln.


Matthias schneidet die Profile und Bonne schweißt
Im Hintergrund die jetzige "Kapelle"

Die Dachkonstruktion unserer Kirche wird aus Stahl Fachwerkträgern gebildet. Die Bestandteile sind Stahlwinkel 30 x 30 mm. In der Zeichnung sieht alles recht stabil aus, aber vor Ort ist das Ganze doch recht labil, bevor nicht die gesamte Tragkonstruktion zusammengeschweißt ist.

Ich habe wie immer angefangen. Dem Schlosser habe ich das Prinzip und die Zeichnungen erklärt. Mir schien, dass er alles verstanden hat. Er hat dann den ersten Hauptträger geschweißt. Kontrolle: Völlig falsch! Also habe ich mit ihm den ersten Träger angelegt. Die anderen hat er dann nach dem ersten geschweißt. Ich war dann schon froh, dass die Maßtoleranzen sich im 5 cm Bereich bewegt haben.

Bevor ich ankam, hatten sie schon ein Gerüst aus Latten vorbereitet, auf dem die Stahlkonstruktion aufgestellt werden soll. Na ja! Von Knicken und Aussteifung halten die Afrikaner wohl nicht viel. Nachdem sie dann die ersten Binder hochgehievt haben, habe ich die Luft angehalten und gebetet. Es waren eine Tonne Stahl und 10 Mann auf dem Gerüst. Erst einmal ein paar Notpfosten unterstellen!. Gestern dann haben wir eine stabile Konstruktion mit aussteifenden Diagonalen unter das Zentrum gebaut, auf dem während der Bauzeit fast die gesamte Dachlast ruht. Jetzt wackelt nichts mehr. Deutsche Gründlichkeit gegen afrikanischen Leichtsinn? Jedenfalls kann ich jetzt ruhiger schlafen!


10 Mann hieven den ersten Hauptbinder hoch und richten ihn auf

Ich habe immer noch bedenken, ob die Konstruktion hält und habe vorgeschlagen, dass zusätzlich vier Pfosten die Dachkonstruktion tragen sollen. Robert, der Techniker aus Yaoundé meint, wir brauchen die Pfosten nicht. Ich soll keine Angst haben. Das hält! In Deutschland habe ich eine große Sicherheit: Die Konstruktion wird vom Statiker berechnet und dimensioniert. Der Prüfstatiker prüft dann nochmals diese Berechnung. Aber hier: Peter Schneider hat noch nie etwas berechnet und seine 50 Kirchen stehen. Trotzdem wäre es mir wohler, wenn zumindest ein Statiker die Konstruktion berechnet hätte. Na, dann schau'n wir mal! Ich bin schon sehr gespannt, wenn die Konstruktion fertig ist und wird die zentrale Unterstützung wegnehmen.


Die ersten beiden Hauptbinder sind oben und werden aufgerichtet

Maßtoleranzen: Der Grundriss der Kirche ist ein Quadrat mit 15 Meter Schenkellänge mit einem Zeltdach und einem Dachreiter. Auf dieser Grundlage habe ich die Binder gezeichnet und vermaßt. Vor Ort habe ich dann die Maße kontrolliert: Eine Seite ist 15,10 m, statt 15,00 m! Die Diagonalen - bei einem Quadrat gleich - differieren um 40,0 cm! Den Versuch, das Dach an die örtlichen Gegebenheiten anzupassen, habe ich schnell aufgegeben.

Die Stahlkonstruktion muss das Quadrat sein, das wir dann irgendwie auf den schiefen Grundriss setzen. Aber mit den Mitteln die wir hier haben? Ich haben zwar CAD und die Träger auf den Millimeter vermaßt aber keine CAM (computergestützte Maschinen)! TIA!!  Ich bin ja schon froh, dass die Abweichung der Ist- zu den Sollmaßen der Stahlkonstruktion max. 10 cm beträgt - und das bei einem relativ starren System eines Quadrates. Manchmal habe ich selbst große Probleme, den Durchblick zu behalten und verstehe, dass sich der Schlosser mittlerweile ganz auf mich verlässt. Die Konstruktion ohne mich - ich kann es mir nicht vorstellen.

Nun "basteln" wir schon fast zwei Wochen an der Konstruktion und ein Ende ist noch nicht abzusehen. Heute sollte dann die Hauptkonstruktion fertig werden. Aber durch den Stromausfall wird wohl nichts daraus. Gott stellt wohl meine Geduld auf eine harte Probe.

Ich denke, dass ich am Freitag nach Maroua fahren kann. Ich mache mit Matthias, dem Schlosser einen Nebenträger. Den Rest kann er dann alleine. Wenn die Konstruktion dann fertig ist, komme ich noch einmal nach Kousseri zur "Abnahme" UND ich will sehen, ob die Konstruktion hält!

So jetzt habe ich Hunger. Im Hotel habe ich mir heute Fisch mit Kartoffeln bestellt. Lecker! Mit 2.000 CFA (ca. 3,00 €) recht teuer. ABER Ich habe keine Lust mehr mit dem Moto in die Stadt zu fahren.


Kousseri, 02.02.2006 

Die Hauptkonstruktion steht. Ein Nebenträger ist produziert und passt. Ich fahre Morgen nach Maroua.


Endlich steht die Hauptkonstruktion

Zum Thema Geduld lese ich heute in Galater 5, 22: "Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue."


Man at Work


Maroua, 10.02.2006 

Es ist Mittag und ich sitze hier im Garten von Josephines Haus unter Bäumen und schreibe mein Tagebuch. Wieder bin ich Gast bei Josephine. Sie hat ein kleines Ingenieurbüro und plant Straßen und Brücken. Sie ist die gute Seele der Kirche hier in Maroua und unterstützt viele Projekt und Menschen. Ihr Haus ist ein offenes Haus und so lerne ich viele ihrer Freunde kennen.


Mein Arbeitsplatz im Garten

Gott hat mir eine gehörige Lektion zum Thema Geduld erteilt. Letzten Freitag (03.02.2006) bin ich von Kousséri nach Maroua mit dem Sammeltaxi - hier "Car" genannt - gefahren. Das sind die üblichen Transportmittel in Kamerun. Meist sind es Toyota Kleinbusse. Schon die normale Sitzanordnung mit 14 Personen ist eng und es wird in jeder Reihe noch jemand dazugequetscht - am Ende fahren dann 20 Personen mit dem "Car". Ich fahre das erste mal mit dem Sammeltaxi. Pastor Jonas will mir helfen. Ich will ganz früh mit dem ersten Bus fahren. Wir verabreden uns für 7:00 Uhr. Ich warte und warte. Es ist 7:15. 7:30. 7:45. Ich koche vor Wut. Kurz vor 8:00 Uhr kommt er. Er hat noch die Abrechnung für 2005 machen, die ich mit nach Maroua nehmen soll. Tief durchatmen! Der erste Bus war natürlich weg. Der zweite Bus fährt dann um 8:45 h los. Auf dem Weg dann sehen wir den ersten Bus mit einer Panne am Wegrand stehen. So bin ich nach schnellen 3,5 Std. Fahrt früher in Maroua angekommen als der erste Bus. GOTT IST GROSS. Ich habe mich für meine Ungeduld geschämt. Ich lese in Galater 5,22: "Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue."

Maroua ist die Provinzhauptstadt der Region "Extreme Nord" und mit ca. 220.000 Einwohnern die größte Stadt in Nordkamerun. Entsprechend vielfältig sind die Aktivitäten hier. Im Internetcafé kann ich meine Emails abholen und senden und mein Afrikatagebuch ins Netz stellen. In der großen Gemeinde der Mission du Plein Evangile gibt es viele Aktivitäten, an denen ich an den Abenden teilnehme. Last but not least habe ich das Gelände der Blindenschule aufgemessen und in CAD gezeichnet, Pläne für Kousseri besprochen und ausgedruckt. Langeweile kommt hier nicht auf.


Das Gelände der Blindenschule

Das Gelände der Blindenschule liegt auf einem Grundstück mit alten Bäumen - Nimier (ich kenne den deutschen oder botanischen Namen nicht). Dieser Baum prägt Maroua. An den Hauptstrassen bildet er schöne, schattenspendende Alleen. Auch ich sitze jetzt unter diesen Bäumen. Er hat sich an das trockene Klima angepasst. Die Blätter und die Rinde sind Heilkräuter gegen Moskitostiche. Da es hier keine Jahreszeiten in unserem Sinne gibt, trägt der das ganze Jahr Blätter.

Gott hat es gefügt, dass ich am Mittwoch Michael Hübner und seine Frau kennen gelernt habe. Mein Freund und Pfarrer in Neuendettelsau Jürgen Singer hat mir Mitte Januar gemailt, dass ein Freund von ihm Ende Januar - Anfang Februar in Nordkamerun ist. Nun ist Kamerun größer als Deutschland und Entfernungen nicht so leicht zu bewältigen UND ich bin gerade in dieser Zeit hier oben im Norden.

Michael ruft mich an und sagt, dass er in Maroua ist. Gott hat es so gefügt, dass ich auch eine Woche hier bin und so haben wir uns bei Hübners Gastgeberin - einer deutsche Missionarin - getroffen. Ich teile mit, wie mich Gott hier nach Kamerun geführt und welchen Auftrag er mir gegeben hat. Hanna erzählt dann, dass ihre Kirche - die UEEC (Union des Eglises Evangelique du Cameroun) - hier im Norden missioniert und welche Probleme die Menschen haben, die zum christlichen Glauben konvertieren. Ich bin sicher, es war Gottes Plan, dass wir uns hier in Maroua getroffen haben. Im April werde ich Hanna mit Peter Schneider besuchen und wir werden alles weitere besprechen.


Hübners und ich

Zufall? Für mich gibt es keine "Zu-Fälle": Josephine, meine Gastgeberin, hat ein Zentrum für Straßenkinder in Maroua aufgebaut - "La Belle Etoile" (Der gute Stern). 15 - 20 Kinder im Alter von 10 - 21 Jahren leben auf einem Grundstück etwas außerhalb des Zentrums. Hier können sie schlafen, essen und erhalten eine Schul- oder Berufsausbildung. Sie werden betreut von zwei Ehepaaren, einem Koordinator und weiteren Mitarbeitern, die die Kinder auf der Strasse ansprechen. Die Arbeit ist schwierig, da die Fluktuation sehr groß ist. Nur wenige Kinder bleiben länger und nutzen die Chance, die ihnen geboten wird.  Josephine ist Präsidentin und Hauptsponsor der Organisation. Von der Zielsetzung her sind "La Belle Etoile" und meine Vision nicht weit voneinander entfernt.


Josephine unter "ihren" Kindern

Josephine hat eine große einflussreiche Familie und sie wird mir helfen, dass ich hier in Kamerun als Architekt arbeiten kann. In ihrem Büro will sie mir einen Raum zur Verfügung stellen. Der Vater eines ihrer engsten Mitarbeiter hat ein großes Statikbüro in Yaoundé. Hannas Organisation hat einige Bauprojekte. Zufall? Nein! Das ist Gottes Wille. Ich bin überzeugt, dass er für den Norden Kameruns einen großen Plan hat an dem ich mitarbeiten darf. Gott hat mir gesagt, dass ich Menschen treffen werde, die mir helfen werden. Und das erlebe ich fast jeden Tag.

Ich habe Matthias, den Schlosser in Kousseri angerufen. Er hat mir mitgeteilt, dass die Hauptkonstruktion fertig ist. So fahre ich morgen mit dem "Car" nach Kousseri. Checke was gemacht ist und so Gott es fügt, fahre ich dann Montag früh nach Garoua. Ich freue mich schon, dass ich Ginan, Hadidjatou, Doc und die Familie des Pastors treffe.

Von Garoua, fahre ich dann nach Ngaoundéré. Dort werde ich mich mit den Studenten treffen und den Bau der Kapelle für die Studentengemeinde besprechen. Mein Ziel ist, dass ich Mittwoch, spätestens am Donnerstag mit dem Zug nach Yaoundé fahre. Eine ereignisreiche Reise ist dann zu Ende.


Yaoundé, 18.02.2006 

Ich bin wieder in Yaoundé und warte auf Peter Schneider. Er wird heute Abend hier in Yaoundé ankommen.

Vor einer Woche bin ich früh mit dem Car in Maroua gestartet und war am Nachmittag in Kousséri. Erster Termin auf der Baustelle. Matthias ist schon sehr weit. Es fehlen noch 10 Winkeleisen, die ich telefonisch in Maroua bestelle. Sie werden am Montag nach Kousseri transportiert. Am Dienstag waren sie da und Matthias konnte die Konstruktion fertig stellen. 


Die Dachkonstruktion in Kousséri ist fertig

Am Sonntag und Montag habe ich dann die letzten Details mit Matthias und Pastor Jonas geklärt und am Dienstag bin ich dann endlich Richtung Süden gestartet. Wieder verlangt der Fahrer 500 Fr für mein Koffer. Das machen sie nur bei den "Blanc". Das erste Mal habe ich mich sehr geärgert und ich wollte schon mit einem andern "Car" fahren. Pastor Jonas hat dann die 500 Fr bezahlt, ohne dass ich es bemerkt habe. In Maroua hat Josephine es nicht akzeptiert. Da der Koffer schon geladen war, hat der Fahrer dann akzeptiert. Aber in Kousséri habe ich an diesem Tag meinen Geldbeutel gezückt, dem Fahrer mit einem Lächeln die 500 Fr gegeben und gesagt: "Je sais, c'est la prix pour les blancs. - Ich weiß, das ist der Preis für die Weißen." Er hat gelächelt und mir dann den besten Platz im Bus gegeben.

Kurzer Stopp in Maroua. Hier steige ich um in den Bus nach Garoua. Kurzer Aufenthalt. Besprechung mit dem Dachdecker, der das Dach in Kousséri decken soll. Mit ihm kläre ich einige Details. Ganz kurz kommt noch Josephine und dann geht es auch schon weiter. Ich steige spät ein und muss mich als 5. in eine Reihe quetschen, die eigentlich für 4 Personen gedacht ist. Aber das ist hier normal.

Kurz nach 16:00 Uhr komme ich in Garoua an und werde auch gleich von Jacques, dem Administrator abgeholt. Die Kommunikation per Handy und SMS ist doch ein großer Segen. 

Ich kann es einfach nicht mit Worten beschreiben. Jedes Mal wenn ich in Garoua ankomme ist eine große Vertrautheit da. Es ist nicht nur, dass ich herzlich empfangen werde und ich spüre, dass ich hier willkommen bin - es ist mehr - mir fehlen einfach die Worte.

Duschen - kurze Mahlzeit. Dann betrachte ich mir nochmals genauer die Kirche und die Konstruktion. Auf dem Hintergrund von Kousséri schau ich mir alles nun genauer an und sammle Anregungen.


Die Kirche in Garoua

Abends erzähle ich Ginan und Hadijatou von meinen Erfahrungen während meiner nun 4-wöchigen Reise, meinen Plänen und Visionen. Im Grunde hat mein Auftrag von Gott mit beiden begonnen. Hadidjatou ist eine konvertierte Muslimin, die große Schwierigkeiten mit ihrer Familie hat. Sie hat die Möglichkeit, dass sie in unserem Gesundheitszentrum arbeiten und bei Ginan wohnen  und in diesem geschützten Raum ihren Glauben an Jesus Christus leben kann. Sehr viele junge Christen wie Hadijatou haben diese Möglichkeit nicht und sind aus purer Not gezwungen, ihren eigentlichen Glauben zu verleugnen. Genau für diese jungen Menschen werde ich das Zentrum gründen. 

Am nächsten Morgen kann ich meinem Namen gerecht werden und dem Administrator baulichen Rat geben. Mit ihm und Ginan schaue ich mir das Gelände und mögliche Erweiterungen an. Um 12:30 Uhr verlasse ich schon Garoua Richtung Ngaoundéré. Das nächste Mal bleibe ich länger in Garoua - versprochen.

Ich fahre mit dem "Car" nach Ngaoundéré und werde von Pastor Bouba abgeholt. Abends habe ich ein Treffen mit einigen Studenten der Gemeinde in Ndang. Endlich kann ich mein Versprechen einlösen, die Planung ihrer Kirche voranzutreiben. Ich sammle ihre Anregungen und Wünsche (Leistungsphase 1 HOAI - Grundlagenermittlung - die Architekten unter den Lesern wissen, was ich meine). Am nächsten Vormittag schaue ich mir nochmals in Ruhe das Grundstück an. Nehme einige Maße.


Pastor Bouba mit seinem jüngsten Sohn

Die Studenten zeigen mir das Gelände der Universität von Ngaoundéré in Ndang. Es Ist eine neue Universität, die ca. 1995 von Arabern finanziert und gebaut wurde. Nachdem der Präsident von Kamerun dann diplomatische Beziehungen mit Israel aufgenommen hat, haben die Araber die Finanzierung eingestellt. Es ist eine schöne großzügige Anlage an einem See gelegen. 


Die Universität in Ndang

Nach einer kurzen Pause bei Pastor Bouba fährt dann der Zug pünktlich (!) um 18:20 Uhr ab. Der Zufall (?) will es, dass Doc Tagne von Garoua einen Termin in Yaoundé hat und so fahren wir miteinander im Schlafwagen.


Dr. Tagne aus Garoua

Dr. Tagne ist eine Persönlichkeit. Ein liebevoller Mensch mit großer Ausstrahlung. Peter Schneider sagt immer, dass die Patienten schon gesund werden, wenn sie das Lächeln von Dr. Tagne sehen. 

Er erzählt mir von seinen Visionen für die Klinik in Garoua. Er sieht in Garoua einen großen Bedarf, dass das ambulante Gesundheitszentrum zu einem kleinen Krankenhaus mit Entbindungs- und Krankenstation ausgebaut wird. An technischen Einrichtungen stellt er sich den Ausbau des Labors und die Erweiterung mit Röntgengerät, EKG und Ultraschall vor. Dann ist unsere Station in Garoua führend. Ich werde sehen, wie ich Dr. Tagne mit der Umsetzung seiner Vision unterstützen kann.

Ich bin von Gott gesegnet. Trotz der schlechten Schienen kann ich doch immer im Zug schlafen und so komme ich relativ frisch um 9:00 Uhr in Yaoundé an. Robert holt mich ab.

Alle freuen sich, dass ich endlich wieder da bin. Robert, Raymond, Florence, Rose, Deborah, Caleb ... Deborah hat noch den Frühstückstisch für mich gedeckt. Ich setze mich hin und bete. Freudentränen kullern über mein Gesicht. Ich bin wieder zu Hause.

Wie üblich ist Besuch in Yaoundé. .... Hans, und Samuel Dibbits, amerikanische Missionare, die in der Bibelschule in Bamenda lehren, fliegen am Montag nach Amerika und wohnen so lange bei mir. Es ist schön, dass die Familie Gottes keine Hautfarbe und keine Nationalität kennt. So sitzen Weiße und Schwarze, Deutsche, Amerikaner und Kameruner beim Mittagessen an einem Tisch. Es wird Deutsch, Englisch und Französisch gesprochen.

Ich bin gleich wieder gefragt: Ein Auto hat den Hauptanschluss der Wasserleitung beschädigt und wir haben kein Wasser UND ich habe mich so auf die Dusche gefreut. Der Telefonanschluss funktioniert mal wieder nicht UND ich bin so auf meine Emails gespannt. TIA This is Africa!


Yaoundé, 19.02.2006 

Peter Schneider ist gestern Abend spät angekommen. So habe ich ihn erst heute beim Gottesdienst begrüßen können. Er predigt über Josua 1,9. "Siehe, ich habe dir geboten, daß du getrost und unverzagt seist. Laß dir nicht grauen und entsetze dich nicht; denn der HERR, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst."

Am Nachmittag gab es einen Vorgeschmack auf die Regenzeit mit Gewitter und ca. 2 Stunden Regen. In der Nacht war es recht kühl.


Yaoundé, 22.02.2006 

Heute ist es trocken und sehr schwül. Ich sitze in meinem Büro und schreibe einige Emails und ergänze mein Tagebuch. Hoffentlich wird heute die Telefonleitung repariert und ich kann endlich meine Emails senden und holen.


Eingang in "unser" Büro


Mein Arbeitsplatz in Yaoundé

Gestern hat Daniel mir eine Benachrichtigung in die Hand gedrückt, dass ein Päckchen für mich angekommen ist. Ich weiß nicht, wie lange diese schon hier im Hause war. Ich bin ja erst am Freitag, 17.02. wieder in Yaoundé angekommen. Ich konnte nur sehen, dass es ein Päckchen aus Deutschland ist. Ich war sehr gespannt:

Wer schickt mir ein Päckchen?

Was ist in dem Päckchen?

Nun war es gestern schon zu spät, das Päckchen abzuholen. Überhaupt: Wo muss ich das Päckchen überhaupt abholen? Daniel weiß es nicht. Joe sagt, im Hauptpostamt. Das kenne ich. Also heute Vormittag alleine zur Hauptpost. Eine freundliche Dame hilft mir und sagt, ich muss zur Paketpost am Bahnhof. Nun hatte ich um 11:00 Uhr einen Termin. Also wieder zum Krankenhauskomplex, wo ich wohne. Stau: Die Hauptstraßen sind gesperrt. Seit Tagen sind Präsidentengattinnen in der Stadt unterwegs und einige Hauptstraßen werden für Stunden blockiert. Gut dass ich mich schon in Yaoundé auskenne und die Straßensperren umfahren kann.

Neuer Anlauf heute Nachmittag: Daniel meint, dass das Paketpostamt nur vormittags auf hat. Ich bin eh mit Robert, der Bautechniker mit dem ich hier arbeite, unterwegs. Wir kaufen Material. Und siehe, das Postamt ist offen. Ich muss noch 2.900 Fr CFA (ca. 4,40 €) Zoll zahlen. Dann darf ich das Päckchen in Empfang nehmen. Halt: Erst noch zur Dame am Zoll! „Was ist in dem Päckchen?“ Ich lese, dass es von meinen Kollegen aus Aschaffenburg ist. Auf der Zollerklärung steht  „Geschenk!“ und „Weihnachtsgebäck". Ich sage der Dame, dass es ein "Cadeau" ist und "Biscuit de Noel" enthält. Kritischer Blick der Dame: „1,62 kg?“ Schulterzucken „Oui!“ Irgendwie muss ich dann wohl doch seriös gewirkt haben, jedenfalls musste ich das Päckchen nicht öffnen und durfte es mitnehmen.

Nach über 2 Monaten - das Päckchen wurde am 16.12.2005 abgeschickt - habe ich es gleich geöffnet und genascht. Freude pur - das Weihnachtsgebäck ist noch genießbar. Nur die Gummiweihnachtsmänner kleben an den Servietten. Auch die Kinder von Mbiwans haben davon abbekommen. Es ist eine schöne Tradition in Afrika, dass alles was man hat, geteilt wird. So haben sich alle hier im Haus mit mir gefreut, dass das Päckchen angekommen ist. Ich habe gespürt, dass geteilte Freude doppelte Freude ist – im Falle der drei Mädels – vervierfachte Freude.

Ich habe deshalb diese Aktion so ausführlich geschildert, um meinen Alltag zu beschreiben. Selbst eine so banale Tätigkeit, wie ein Päckchen abholen ist neu und ein "Abenteuer". Nichts ist eingefahren. Nichts ist selbstverständlich. Jeder Tag ist wirklich neu und ich mache neue Erfahrungen. Ich bin Gott unendlich dankbar, dass ich die Möglichkeit habe, mit fast 50 Jahren nochmals von vorne anzufangen. Nicht viele Menschen haben diese Möglichkeit. Einige, die sie haben, nutzen sie nicht. Ich schöpfe daraus sehr viel Kraft und Energie. Ich kann hier sehr viel mehr bewegen, als in Deutschland und das obwohl alles sehr langsam geht und meine Geduld auch fast jeden Tag erneut auf die Probe gestellt wird.


Yaoundé, 12.03.2006 

Wieder ist Sonntag Abend in Yaoundé. Ich habe lange kein Tagebuch mehr geschrieben. Eigentlich weiß ich auch nicht was ich schreiben soll. Ich erlebe Alltag und doch wieder nicht.

Wieder funktioniert das Telefon nicht. TIA! GRRRR! Seit einer Woche bin ich nicht online, kann keine Emails senden und empfangen. Das ist für mich die größte Geduldsprobe. Wenn ich nur wüsste, welche Stelle ich kontaktieren muss. Wenn ich nur besser französisch sprechen würde. Wenn wenn wenn ... So bin ich auf die Hilfe anderer angewiesen und Peter Mboh stellt Morgen früh sicher, dass ich wieder online bin.

Zur Zeit arbeite ich recht intensiv an der Entwicklung des Grundstücks hier in Yaoundé im Stadtteil Tsinga. Das Hospital wird um eine Entbindungsstation und eine Station für AIDS Patienten erweitert. Weiterhin sollen Wohnhäuser für Pastoren und Krankenhauspersonal sowie eine Schule gebaut werden. Die Freianlagen dieses herrlichen Grundstücks sollen auch noch geplant werden. Die Vorabzüge der Werkpläne für die Krankenhauserweiterung sind fertiggestellt. Die Entwürfe für die Wohnhäuser stehen. Das Schulprojekt kommt noch nicht so recht voran. Ich bin noch am Informationen sammeln. Von den Freianlagen gibt es nur grobe Skizzen von Peter. Ich habe zwei Ideen für die Kirche der Studentengemeinde in Ndang aus Papier gebracht bzw. in den Computer eingegeben. 

Daneben kläre ich immer noch andere Dinge. Ich muss Geld für die Bauarbeiten in Kousseri organisieren. Regeln, welche Arbeiten hier auf dem Grundstück weitergehen ...

Wenn ich das nun so alles aufschreibe, was ich seit meiner Rückkehr aus Kousseri alles gemacht habe, bin ich überrascht, wie viel ich doch erreicht habe. UND manchmal habe ich das Gefühl, dass es nicht schnell genug geht. Das Thema Geduld ist noch nicht durch bei mir. "Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht!" Mit diesem afrikanische Spruch tröste ich mich oft (danke Franziska).

Heute war ich zum ersten Mal in Daniel Mbiwans Gottesdienst im Stadtteil Bastos. Seine Predigt hat mich sehr berührt. Auch die sogenannten kleinen Dinge, die ich oft nicht achte, zeugen von der liebe Gottes. An manchen Abenden frage ich mich: "Was habe ich heute gemacht?" und sehe dann nicht, dass ich auch an solchen Tagen Dinge bewege, auch wenn sie klein sind. Wenn ich mich ärgere, dass nichts vorangeht, sehe ich nicht die kleinen Schritte, die gegangen wurden. Ich bin dumpf.

Eines meiner oft zitierten Sprichwörter ist: "Wer kleine Dinge tut, als ob es große sind, kann große Dinge tun als ob es kleine sind."

Oh, ich finde heute Abend die Worte nicht, die meine Gefühle beschreiben sollen. Es ist spät und ich gehe jetzt ins Bett. Morgen ist ein neuer Tag.


Yaoundé, 16.03.2006

Mein Französischunterricht fällt heute aus. So nutze ich die Zeit, dass ich mein Afrikatagebuch weiterschreibe.

Meine Tage sind hier ziemlich ausgefüllt. Von Montag bis Samstag arbeite ich. Ja, Samstag ist hier normaler Arbeitstag. Mein Arbeitstag beginnt um 8:00 Uhr und endet normalerweise um 17:30 - 18:00 Uhr. Aber wer mich kennt, weiß dass ich kein Beamter bin und nach der Stechuhr arbeite, die gibt es hier in Afrika nicht! Montag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Samstag habe ich jeweils eine Stunde Französischunterricht von 20:00 - 21:00 Uhr bzw. von 21:00 bis 22:00 Uhr. Zur Zeit quäle ich mich mit den unterschiedlichen Zeitformen herum. Raymond mein Lehrer ist sehr geduldig mit mir, was ich von mir nicht behaupten kann. Aber "Petit à Petit!"

Seit einigen Wochen singe ich im Chor "HIS AMBASSADORS". Mittwoch und Samstag Abend von 18:30 bis 20:30 Uhr ist Chorprobe. Jeden Sonntag singen wir im Gottesdienst, abwechselnd im ersten Gottesdienst um 7:30 Uhr oder im zweiten um 10:00 Uhr.


HIS
AMBASSADORS

Und die schwüle Hitze hier in Yaoundé macht mir auch zu schaffen. So falle ich manchmal Abends ins Bett und schlafe sofort ein.

Ich bin sehr froh, dass Michael, Deborah und Caleb Appel noch in Yaoundé sind. Sie warten noch auf ihre Visa, um danach nach Bamenda weiterzufahren. So muss ich mich nicht um Kochen und sonstigen Haushalt kümmern. DANKE Deborah! Konstantin und ich müssen dann sehen, wie wir uns organisieren, wenn Appels abgereist sind.

Konstantin wohnt seit 2 Wochen neben mir und ergänzt unsere kleine WG allemand. Er ist Bibelschüler aus Eppertshausen und macht z.Zt. sein Praktikum hier in Yaoundé. "He has fire!" wie sie hier sagen. Er ist jetzt schon ein begnadeter Evangelist und zeugt mit viel Enthusiasmus von der Liebe Gottes. Das kommt hier in Afrika sehr gut an. Er wird von den Pastoren ziemlich herangenommen. Von letzten Donnerstag bis Samstag hatte er drei Evangelisationen und am Sonntag predigte Konstantin in beiden Gottesdiensten. In den kommenden Tagen sieht es nicht anders aus. Konstantin ist noch jung und - wie es mir scheint - es macht ihm sichtlich Spaß.


Konstantin mit Joe, sein Übersetzer

Peter Mboh hat es wirklich geschafft! Der Telefonanschluss und damit der Internetanschluss funktioniert seit Montag wieder :-). So bin ich jetzt wieder "online" und empfange und sende Emails. Mit der Beantwortung der Emails dauert es momentan etwas länger. Also nicht wundern, dass ich mich noch nicht gemeldet habe. Mein Mail aus Afrika kommt noch. Ich beantworte alle Mails.


Yaoundé, 15.04.2006

Einen Monat habe ich kein Tagebuch geschrieben :-(. Ich hoffe meine Leser werden nicht ungeduldig. Viel ist seither geschehen.

Konstantin, Familie Mbiwan und ich sind mit Peters Bus "Jesus sauve et guerit" nach Kribi gefahren und haben 3 wunderschöne Tage dort verbracht.


Ruth, Hanna und Esther sind sofort ins Wasser gesprungen

Die meiste Zeit waren wir im Wasser. Konstantin und ich gaben Schwimmunterricht für Hanna, Ruth und Esther. Ich glaube, wenn wir noch zwei, drei Tage geblieben wären, könnten alle drei schwimmen.


Ruth, Hanna und Esther

Wir haben in Kribi die Lobé Wasserfälle besucht.


Rose, Ruth und Esther Mbiwan an den Lobé Wasserfällen

Die geschäftstüchtigen Afrikaner haben erklärt, dass man den großen Wasserfall nur vom Boot aus besichtigen kann. Also haben wir für die enorme Summe von 10.000 Fr (ca. 15,00 €) eine recht löchrige Piroge gechartert. Einer hat gepaddelt, der zweite hat das Wasser aus dem Boot geschöpft. Trotz den Löchern kamen wir alle relativ trocken wieder am Ufer an.


Der große Wasserfall


Was doch ein Zoom alles kann

Kaum in Yaoundé angekommen, sind Konstantin und ich nach Norden gefahren. Zum einen wollte Konstantin den Norden kennen lernen, zum anderen haben wir Medikamente und einen Computer nach Garoua gebracht.

Wir sind wieder mit dem Zug nach Ngaoundéré und anschließend mit dem Bus nach Garoua gefahren. Mittlerweile eine vertraute Strecke für mich.

Wir hatten schon Bammel, dass die Medikamente und der Computer heil in Garoua ankommen. Dank Gott haben alle Kisten Garoua gut und in time erreicht.

Ich habe mich riesig gefreut, dass ich meine lieben Freunde Ginan, Hadidjatou, Doc Tagne, Jacques und alle anderen im Centre Santé Jesus sauve et guerit (Gesundheitszentrum Jesus rettet und heilt) wieder sehe.


Jemima mit Ginan, Hadidjatou und Konstantin

Ich habe Jacques geholfen, den Computer einzurichten. Nicht zum ersten Mal war ich Bill Gates dankbar. Wir haben ein anderes Krankenhaus in Garoua besucht und ich habe mit Doc die Möglichkeiten der Erweiterung unseres Centre besprochen. Diesen Aufenthalt habe ich genutzt und mit Hadi gesprochen. Die Lebensgeschichte dieser jungen Frau hat mich beeindruckt. Näheres demnächst hier. Hadi soll mein Konzept erst lesen und freigeben.

Konstantin war in seinem Element. Er hat jeden Tag eine kurze Andacht in Centre gehalten.

 
Konstantin in Aktion mit Jacques, der ins Fulfulde übersetzt hat

Nach drei Tagen sind wird wir am Mittwoch wieder abgereist. Der Abschied viel mir sichtlich schwer. Tränen standen mir in den Augen. Aber am darauffolgenden Wochenende war ich auf eine Hochzeit in Bamenda eingeladen.

Donnerstag sind wir in Yaoundé angekommen. Freitag kam dann der lange erwartete Container aus Deutschland hier in Yaoundé an. Hektisch musste er ausgeladen werden. Ich hatte meine liebe Mühe, den Überblick zu behalten. 

Dann um 18:00 Uhr sind wir endlich Richtung Bamenda losgefahren. Ich bin mit Familie Mboh gefahren. Der Geländewagen war mit 9 Personen gut gefüllt :-). Mit einer Riefenpanne kamen wir um 1:00 Uhr in Bamenda an und um 2:00 Uhr lag ich endlich im Bett.

In Bamenda habe ich dann die Gründer der Full Gospel Mission / Mission du Plein Evangile kennen gelernt - "Papa und Mama Knorr", wie sie hier alle nennen. Mich hat sehr beeindruckt, was aus ihrer Vision entstanden ist.


Bamenda

Samstag Vormittag. Hochzeitsgeschenk auf dem Markt kaufen. Peter Mboh besucht noch einen Pastor.


Peter Mboh mit der Tochter des Pastors

Kurz umziehen - ich trage zum ersten Mal mein Boubou, das traditionelle Gewand der Männer im Norden (Bild folgt noch). Um 13:00 Uhr beginnt der Gottesdienst.

   
Das Brautpaar Eunice und Emmanuel

Nach 3 Stunden Gottesdienst, Fotos und Abendessen viel ich um 21:00 Uhr regelrecht ins Bett. Am Sonntag wollten wir um 7:00 Uhr nach Fundong aufbrechen.

Sonntag: Um 6:30 Uhr weckt mich Mama Knorr. Ich habe noch tief und fest geschlafen. Frühstück. Aufbruch um 7:30 Uhr. Fahrt durch eine wunderschöne Landschaft. Ich lasse die Bilder für sich sprechen.


Morgenstimmung in Bamenda


Wasserfall in Bamenda


Fahrt nach Fundong


Abendstimmung in Bamenda

Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Irgendwann habe ich das Fotografieren aufgegeben und die Fahrt und die Landschaft nur noch genossen.

Ach so: Ich war nicht nur zum Vergnügen in Fundong. Wir haben ein Grundstück angeschaut, auf dem eine Kirche entstehen soll.

Abends dann sind wir spät nach Hause gekommen. Ein wunderschönen und unvergessliches Wochenende ging zu Ende.

Montag, 10.April: Abends haben wir Peter Schneider vom Flughafen abgeholt.


Großer "Flughafen" für Peter Schneider

Mit Peter kam Esther Riess. Sie wird als Krankenschwester das Team in Yaoundé unterstützen und 18 Monate hier leben und arbeiten.

Dienstag, 11. April: Konstantin fliegt nach Deutschland.

Ereignisreiche Wochen liegen hinter mir und es hört nicht auf. Morgen, Sonntag - ach so es ist Ostern :-) hätte ich fast vergessen - fahre ich mit Peter in den Norden. Einweihung der Kirche in Kousséri, kurze Stopps in Ngaoundéré, Garoua und Maroua. Ich freue mich schon darauf.

Allen die diese Zeilen lesen wünsche ich:

FROHE OSTERN


Yaoundé, 04.05.2006

Ostern ist längst vorbei!

Wieder habe ich viel erlebt in letzter Zeit. Ich war zwei Mal in den letzten zwei Wochen im Norden. Nun der Reihe nach.

Sonntag, 16.04.2006 sind wir - wir heißt: Prof. Müller aus Regensburg mit seiner Familie, Dr. Richard mit Sohn, Dr. Fezeu, Peter Schneider und ich - mit dem Zug nach Ngaoundéré gefahren.

Prof. Müller und Dr. Richard sind auf Einladung von Dr. Fezeu nach Kamerun gereist und besichtigt einige Krankenhäuser unter anderem unser Krankenhaus in Yaoundé und das Centre Santé in Garoua. 

Dr. Fezeu ist Kameruner und hat in Deutschland studiert und mach zurzeit seine Facharztausbildung bei Prof. Müller.


Die Reisegruppe im Waza Nationalpark
(der Elefant war schon tot)

Nach einer Stunde Fahrt hält der Zug :-(. Entgleisung auf der Strecke. Die gesamte Nacht stehen wir und erreichen erst nach 25 Stunden Ngaoundéré um 19:00 Uhr.

Unser Bus, der von Bernard in den letzten Tagen repariert wurde, stand am Bahnhof - UND hatte keine Versicherung und keine Vignette (Straßenbenutzungsgebühr). Beratung der Gruppe beim Abendessen. Entscheidung: Die Gruppe fährt mit einem Taxi und Peter noch in der Nacht nach Garoua. Ich bleibe mit Bernard in Ngaoundéré.

Am nächsten Morgen ganz früh aufstehen, Versicherung abschließen, Vignette kaufen. Um 9:00 Uhr geht's dann los.

Der Motor läuft eigentlich ganz gut. Nur ist er nicht sonderlich schnell. Egal. Wir erreichen gegen 14:00 Uhr Garoua. Kurze Begrüßung meiner Freunde. Und schon geht's weiter. Das ist halt die deutsche Mentalität, schnell zum Ziel, und unser Ziel hießt Waza (siehe 20.01.2006). Ich merke, wie fern mir diese Hektik ist. Ich fahre lieber bei Tag, nehme mir Zeit und genieße die Fahrt durch die Landschaft. "Der Weg ist das Ziel!"


Eindrücke der Fahrt

Abends sind wir in Maroua. Peter predigt. Danach Hotelsuche. Durch die Unruhen in Tschad sind die Hotels im Norden ziemlich belegt. Endlich kommen wir in einem guten Mittelklassehotel unter. Abendessen typisch kamerunisch: Essen im Freien am Straßenrand. Mama kocht und brät ebenfalls im Freien. Gegessen wird mit den Händen. Es gibt gegrillten Fisch mit frittierten Plantains (Kochbananen). KÖSTLICH.

Morgens um 6:00 Uhr Aufbruch in Maroua. Wir kommen ca. 9:00 Uhr in Waza an. Einchecken im Campement de Waza. Die Zimmer sind in "Boukarous", den landestypischen Rundhütten, untergebracht. Im Gegensatz zu meinem ersten Besuch in Waza, haben wir nun einen ganzen Tag.


Mama bereitet unser Frühstück: Beignets - mit unseren
Kräppel (Berliner) vergleichbar

Die Tiervielfalt in dieser kargen Landschaft ist groß. Wir sehen Giraffen, viele Antilopen - eine ganze Herde mit bestimmt 200 Tieren, Vögel - unter anderem Adler - UND ELEFANTEN.

Die Frührer bringen uns in sicherer Entfernung (ca. 50 - 100 m) zu einer Elefantenherde. Die meisten stehen ruhig in einem kleinen Wald, doch einige grasen in der Lichtung unter ihnen viele kleine Elefanten. Mich beeindruckt die Ruhe der Kolosse. Die behäbigen Bewegungen. Das langsame Wedeln der riesigen Ohren.

Auf der Rückfahrt sehen wir noch einen einzelnen Elefanten am Wasserloch. Elefanten sind Herdentiere. Es ist ungewöhnlich, dass man einzelne Tiere trifft. Dann sehen wir: Er ist verletzt. Wahrscheinlich hat er den Fuß gebrochen. Wir sehen, dass er leidet.

Dann streikt unser Bus. Motor kaputt! Kein Abschleppseil! Gott hat es gefügt, dass wir im Auto eine Rolle mit dünner Schnur haben. So machen wir aus der dünnen Kordel ein dickes Seil. Der andere Bus zieht uns ca. 60 km aus der Wildnis. Das Seil hat gehalten. TIA

Abends Dusche, Abendessen im Campement. Ich falle müde ins Bett und schlafe gleich ein.

Am nächsten Morgen verabschiedet sich die deutsche Reisegruppe um Prof. Müller. Sie wollen noch Oudjilla und Rhoumsiki sehen. Peter und ich fahren nach Kousséri. 

Der Bus bleibt notgedrungen in Waza. Bernard wir ihn reparieren. Telefonisch haben wir bei Peter Mboh in Yaoundé die Ersatzteile bestellt. Pastor Theodor nimmt Peter und mich auf seinem Weg nach Kousséri mit.

Es ist Donnerstag, 20.04.2006: Wir kommen ca. 11:00 Uhr an. Am Sonntag, 24.04.2006 soll die Kirche eingeweiht werden.

Es sieht schrecklich aus. Der Boden ist noch nicht fertig. Die Wände noch nicht gestrichen, rund um die Kirche sieht es noch nach richtiger Baustelle aus UND SONNTAG IST EINWEIHUNG!

Welch eine Enttäuschung. Meine Anweisungen, die ich dem Schlosser kurz vor meiner Abreise mitgeteilt hatte, sind nicht ausgeführt. Die Träger sind nicht ausgerichtet. Einige Knoten nicht verschweißt. Die Traufe ist krumm wie ein Bogen und und und. 

Der Dachdecker hat die Ungenauigkeiten des Schlossers nicht ausgeglichen. Es sieht einfach schrecklich aus. Der schöne Plan. Ich habe es dem Pastor so erklärt: Ich komme in ein Restaurant und sehe auf der Karte ein leckeres Gericht. Mir läuft schon das Wasser im Mund zusammen. Dann die Enttäuschung. Es ist schlecht zubereitet und schmeckt nicht. 

Peter und ich krempeln die Ärmel hoch und los geht's. Pinsel schwingen. Aufräumen. Putzen. Aufräumen. Putzen. Aufräumen. Putzen. Streichen. Donnerstag, Freitag und Samstag Abend Evangelisation vor der Kirche.

Nächste Enttäuschung. Das Engagement der Kirchengemeinde ist dürftig. Es ist wie bei uns: Nur wenige packen richtig mit an, um ihre Kirche fertig zu stellen. Pastor Lucien aus Yagoua war ein leuchtendes Vorbild. Er war der erste und der letzte auf der Baustelle. Er hat abends im Chor gesungen und Peter übersetzt. Die Nacht von Samstag auf Sonntag hat durchgearbeitet. Wenn doch alle dieses Engagement hätten. 

Am Sonntag wurde die Kirche eingeweiht. Auch das ist wie bei uns. Es wird fertig, wenn es fertig werden muss.

 
Die neue Kirche in Kousséri

Noch am Sonntag fahren wir mit Pastor Theodor nach Maroua. Bernard hat den Bus repariert und ist auch schon da. Nochmals den köstlichen Fisch genießen :-). In der Nacht nach Garoua fahren. Bei Ginan und Hadidjatou übernachten. Am Morgen mit dem Flugzeug nach Yaoundé fliegen. Noch einige kurze Besprechungen und Peter fliegt wieder zurück nach Deutschland.

Bei mir gibt es keine Pause. Es wurden die Weichen für den Schulneubau auf dem Gelände in Yaoundé gestellt. Der erste Bauabschnitt soll schon im neuen Schuljahr fertiggestellt sein. Ich bereite eine PowerPoint - Präsentation vor. 


Die Ansichten der Schule in Yaoundé

Dann ruft mich Dr. Kim an. Dr. Kim ist koreanischer Missionar und lebt schon seit 5 Jahren hier in Kamerun. Er besucht mich. Schon vor einiger Zeit habe ich ihm meine Mitarbeit angeboten. Seine Mission hat vom Lamido ein Grundstück in Ngaoundéré bekommen. Sie wollen auf dem Gelände ein Hospital und eine Schule bauen. 

Kurz entschlossen begleite ich die 5-köpfige koreanische Delegation am 1. Mai nach Ngaoundéré. Die Bahnfahrt ist immer wieder spannend. Wann kommen wir an? Diesmal um 9:30 Uhr. 


Die Gruppe vor der Abfahrt in Yaoundé ...

Wir wohnen im recht bescheidenen Haus des Leiters der örtlichen TV Station. Gleich am Nachmittag haben wir das erste Treffen mit dem Lamido. Die koreanische Mission plant auch ein Waisenhaus in Ngaoundéré zu bauen. Der Lamido erklärt uns, dass es in Ngaoundéré, eine Stadt mit 200.000 Einwohnern kein Waisenhaus gibt. Jeden Monat werden 3 -  4 Kinder vor dem Palast des Lamido ausgesetzt. Er schenkt der Mission ein weiteres Grundstück, das wir am nächsten Tag besichtigen sollen. 


... und mit dem Lamido

Am nächsten Tag schauen wir uns das Grundstück für das Waisenhaus an. Wir können uns die Lage aussuchen. Auf meinen Rat hin gibt uns der Notable des Lamido - eine Art Minister - ein Schönes Grundstück von 2 ha , mit leichten Gefälle, einer Quelle und einem Bachlauf am Fuße der Felsen.


Dies ist unser Grundstück für das Waisenhaus

Das Grundstück für Hospital und Schule liegt in Zentrumsnähe an einem schönen Hügel mit Mangobäumen auf einer Seite. Es grasen gerade Rinder, als wir da waren. 

Am Nachmittag Besuch bei dem Gouverneur und dem Präfekten. Ein weiteres Treffen mit dem Lamido und abends sitzen wir schon wieder im Zug nach Yaoundé - Ankunft 8:30 Uhr, so früh war ich noch nie da :-).

Ich schreibe gleich mein Protokoll und maile es an Dr. Kim. Abends bin ich nochmals bei ihm eingeladen. Ich muss sagen, die koreanische Küche schmeckt mir.

Nun sitze ich schon am Bauantrag für die Schule. Sie muss nächste Woche fertig werden, da die nächste Reise in den Norden schon wartet. Michael und ich wollen 2 - 3 Wochen im Norden verbringen. Michael in Garoua: Er will die Arbeit dort kennen lernen, bevor Ginan im Juni nach Deutschland geht. Ich in Maroua: Ich treibe mein Projekt voran. Ich pflege die bestehenden Kontakte und werde neue knüpfen. Unter anderem sind Gespräche mit dem Lamido - auch er hat der Mission Land versprochen - und dem Gouverneur geplant.

"Lumière - Licht"

Das ist der Name meines Projektes in Maroua. Jesus soll das Licht ins Dunkel von verzweifelten jungen Christen bringen. 

"Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben." Johannes 8, 12

"Denn ihr seid Kinder des Lichtes und Kinder des Tages." 1 Thessalonicher 5, 5 

"Lebt als Kinder des Lichts." Epheser 5, 8. 

"Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten." 2. Korinther 4, 6


Sonnenaufgang in Waza

Es gibt viel zu tun. Ich pack's an!


Yaoundé, 14.05.2006

Lumière - Licht

Heute berichte ich über mein Projekt in Maroua. Hier in Kurzfassung der bisherige Weg:

Mitte Januar 2006 sind Ginan und Miriam in Yaoundé. Ginan arbeitet als Krankenschwester in unserem Centre Santé "Jesus sauve et guerit" in Garoua. Miriam hat Ginan drei Monate in Garoua unterstützt und ist von Yaoundé nach Deutschland zurückgeflogen. Sie erzählen die Geschichte einer jungen Muslimin, die zum Christentum konvertiert ist und von ihren Schwierigkeiten. Die Erzählung von Ginan und Miriam haben mein Herz geöffnet. 

Ein paar Tage später am 18.01.2006 fahren Ginan und ich im Bus von Ngaoundéré nach Garoua. Es ist ein schöner Tag. Wir haben gute Plätze etwas erhöht direkt hinter dem Fahrer. Fast alle im Bus schlafen. Nur der Fahrer und ich sind wach. Wir fahren die Hangkante des Adamaoua Hochplateaus in Serpentinen herunter. Ich bewundere die wunderschöne Aussicht auf die schier unendliche Ebene des Norden und bete. Ich danke Gott, dass er mich in dieses wunderbare Land geführt hat. In diesem Augenblick spricht Gott mit mir und erteilt mir den Auftrag, dass ich ein Zentrum für junge Christen im Norden Kameruns aufbauen soll.

Ich bin erst erstaunt, dann ängstlich, dann fröhlich. Ich freue mich, dass ich nun eine Aufgabe, ein Ziel habe.

Ich teile meine Aufgabe vielen Menschen mit. Gleich von Anfang an erhalte ich die von Gott angekündigte Unterstützung. Gott fügt, dass ich in Maroua Utina und Michael Hübner treffe. Sie sind nur eine Woche in Maroua zur gleichen Zeit wie ich - Zufall - nein. Ich erzähle Hübners und Hanna, ihrer Gastgeberin vom meinen Auftrag. Hanna ist deutsche Missionarin und arbeitet im Krankenhaus der evangelischen Kirche in Maroua. Sie mag mein Projekt unterstützen.

Seit diesen Tagen sind nun über drei Monate vergangen. Langsam wächst das Saatkorn in meinem Kopf. Wenn ich ungeduldig werde, beruhigt mich Gott und sagt: "Die Zeit ist noch nicht reif. Hab Geduld!"

Nun scheint die Zeit reif zu sein. 

Vor ein paar Tagen gibt mir Gott den Namen "Lumière"

Seit einiger Zeit mache ich mir Gedanken, wie die Organisationsform von Lumière sein soll. Ich bete, dass Gott mich führt. Letzten Sonntag kam Shara. Wir kennen uns seit meiner Ankunft in Kamerun. Die studiert Germanistik für das Lehramt hier in Yaoundé und wir genießen die Unterhaltung auf Deutsch - ich wünsche mir, dass ich so gut Französisch spreche, wie Shara Deutsch. Shara eröffnet mir, dass Gott ihr drei Mal mitgeteilt hat: "Sag Klaus, dass er sein Projekt im Norden vollenden wird, ohne Partei zu ergreifen." Shara konnte mit dieser Aussage nichts anfangen, da wir uns nicht über dieses Thema unterhalten hatten. Ich schon! Ich sehe, dass mein Projekt die Chance bietet, viele Kirchen für unseren einen Gott zusammenzuführen – klein auf lokaler Ebene in Maroua, wo ich mein Projekt umsetzen werde. Auch in Deutschland werde ich überkonfessionell arbeiten. 

Letzte Woche wurde ich von koreanischen Missionaren der presbyterianischen Kirche angesprochen, die mein Projekt unterstützen wollen. Gott fügt alles. J

Übermorgen, Dienstag, fahre ich mit Michael Appel für 2 - 3 Wochen in den Norden. Einen der VW Busse der Mission haben wir flott gemacht und fahren die über 2.000 km Strecke mit Georg diesmal mit dem eigenen Auto. Wir bringen Medikamente, medizinisches Material, Rollstühle und Altkleider aus dem Container, der Ende März hier in Yaoundé angekommen ist nach Garoua und Maroua. Gott wird mit uns sein.

Michael bleibt in Garoua und lernt die Arbeit des dortigen Gesundheitszentrums kennen. Ich fahre weiter nach Maroua und freue mich, meine Freunde dort wieder zu sehen: Pastor Daniel Nkweta, Pastor Theodor Yonkeu, Joséphine ..... Pastor Theodor hat schon Treffen mit dem Lamido, der der Mission du Pleine Evangile ein Grundstück zugesagt hat, mit dem Gouverneur, dem Präfekten und dem Bürgermeister vereinbart. Ich will mir mit Hanna das Land der evangelischen Kirche anschauen. Weiterhin stehen Gespräche mit jungen Christen auf dem Programm. Mich interessieren ihre Sicht der Dinge, ihre Nöte und Wünsche. Weiterhin will ich ein Grundstück für mein Haus finden - zum ersten Mal trage ich mich mit dem ernsthaften Gedanken, dass ich mir ein eigenes Haus baue und und und ... 

Die Zeit ist nun reif.

Lumière - Licht

Der Name - Lumière
Lumière heißt auf Deutsch "Licht". Jesus aber sagt: "Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben." Johannes 8, 12

Das Ziel von Lumière
Junge Christen vor allem junge Frauen haben z.T. Schwierigkeiten.
Sie haben keine Ausbildung, keinen Beruf, keinen Job, kein Geld. Sie hungern und haben Angst.

Die Projekte von Lumière
Lumière besteht aus zwei Teilen:

Lumière - Wohnen
Für junge Christen will Lumière einen sicheren Raum schaffen, in dem sie ihren Glauben frei und ohne Angst leben können.

Lumière - Ausbilden
Das Zentrum soll eine sichere Grundlage für diese jungen Menschen, vor allem für junge Frauen schaffen, ihren weiteren Weg auf eigenen Beinen zu gehen.

- In  einem kleinen Gästehaus werden Servicekräfte im Hotelfach ausgebildet
- In einem Restaurant werden Köche und Bedienungen ausgebildet
- Künftige Sekretärinnen lernen mit dem Computer zu arbeiten
- Schneider werden ausgebildet
Nach einer Anlaufphase soll das Ausbildungszentrum sich selbst tragen.  

Weitere Informationen unter: www.lumiere-cameroun.org


Yaoundé, 06.06.2006

Wieder zu Hause in Yaoundé. Aufregende, ereignisreiche und sehr sehr anstrengende Tage liegen hinter mir. Ich war nach der Fahrt physisch und psychisch erschöpft. Am Wochenende hatte ich Durchfall  und war geschwächt. Gut das ein Hospital in der Nähe ist mit gutem Labor. Zwei Bakterien und einen Virus habe ich mir eingefangen. Es war nicht das erste Mal und wird auch nicht das letzte Mal sein. TIA Dank Gott geht es mir seit gestern besser und heute wieder sehr gut.

Gott hat mir eine Pause verordnet. "Gönn dir die Ruhe und warte – habe Geduld." Gestern habe ich wieder ein Päckchen mit Büchern und Leckereinen abgeholt. Tom hat mir eine Karte beigelegt: "Der HERR gibt mir immer wieder einen Augenblick der Stille, eine Atempause, in der ich zu mir komme." - ohne Kommentar.

Nun der Reihe nach:

Dienstag, 16.05.2006: Bernard hat den VW Bus repariert. Eigentlich wollten wir ganz früh um 8:00 Uhr losfahren. Dann müssen noch Papiere besorgt werden. Der Schriftzug "Jésus sauve et guerit - Jesus saves and heals" soll noch draufgemalt werden - hilft bei den vielen Polizeikontrollen. Wir müssen noch Ersatzreifen kaufen ... So haben wir - Georges, Jean-Francois, Michael und ich - dann endlich um 14:00 Uhr Yaoundé verlassen.


Yaoundé, 13.06.2006

Ich weiß nicht mehr, was es war, dass ich mein Tagebuch am 06.06. unterbrochen habe. Wieder ist eine ereignisreiche Woche um. Ich fahre fort mit meinen Schilderungen vom 16.05.2006:

Kurz hinter Yaoundé Polizeikontrolle - Check der Papiere! Der Polizeibeamte stellt fest: Wir haben die falsche Versicherung und sind nicht berechtigt Waren zu transportieren (unser VW Bus war voll mit Medikamenten und Krankenhausbedarf für Garoua), wir haben kein TÜV und ein weiteres Papier fehlt (Name habe ich vergessen). Normalerweise ist das seine Chance und er knöpft uns Geld ab, besonders von den Blanc. Er war uns gnädig und hat uns weiterfahren lassen. Wir haben versprochen, die fehlenden Unterlagen in Bertoua zu besorgen, was wir auch gemacht haben. Als wir alle Papiere hatten, hat uns die Polizei nicht mehr kontrolliert. Gott ist groß.

Wir wollen noch die ca. 300 km entfernte Stadt Bertoua erreichen - 100 km sehr gute Asphaltstrasse - 200 km Piste. Bei normalen Straßenverhältnissen ist das eine Fahrt von 5 Stunden. Nun fahren wir in der Regenzeit. Kurz nach dem Beginn der Piste ist eine Baustelle. Die Straße ist aufgeweicht. Unser 4-Radantreib des Busses funktioniert nicht. Wir bleiben im Schlamm stecken :-(

Die Jungs von der Baustelle verdienen sich heute etwas dazu und ziehen uns mit dem Caterpillar aus dem Schlamm. Wir haben nur eine Stunde "verloren". Wir kommen sehr gut voran. Die restliche Piste geht eigentlich. Doch dann eine Steigung. Ein Kleinbus ist umgekippt und auf der Gegenspur wird gerade ein Kleinlaster aus dem Schlamm gedrückt. Georges - unser sehr guter Fahrer - muss anhalten. Der LKW ist frei. Georges rollt zurück und nimmt Anlauf. Es reicht nicht, wir landen im Graben. Aussteigen und mit den Jungs vom Dorf - auch sie freuen sich über die Francs, die sei heute verdienen - den Bus aus dem Schlamm schieben. Nur gut, dass ich meine Gummistiefel mitgenommen habe. Gott hat uns immer Hilfe gesandt, als wir sie gebraucht haben :-)

Nach 10 Stunden Fahrt kommen wir müde in Bertoua an. Wir finden ein günstiges und gutes Hotel - mit warmem Wasser zum Duschen :-) - und fallen ins Bett. 


Georges unser Fahrer

Den nächsten Vormittag verbringen wir in Bertoua mit dem Organisieren der fehlenden Papiere. Ein Leiter der Kirche in Bertoua hilft uns. Um 11:00 Uhr starten wir dann in Bertoua. Nun liegt die Hauptstrecke mit 800 km bis Garoua vor uns, davon nochmals 270 km Piste. Obwohl der Himmel um uns herum schwarz ist, hält Gott unsere Strecke trocken. Ca. 21:00 Uhr tanken wir nochmals in Ngaoundéré. Nur noch ca. 300 km Asphaltstrasse und 4 Stunden bis Garoua. Ich rufe Ginan an. Es ist für sie o.k., dass wir um 1:00 Uhr in Garoua eintreffen.


Jean-Francois und Michael im vollbepackten VW Bus

Ich spüre, dass Georges müde ist und fahre diese Strecke. Obwohl die Fahrt auch für mich anstrengend war, hält Gott mich wach. Ich spüre keine Müdigkeit und stecke voller Energie. Nachtfahrten sind nicht ungefährlich. Es gibt keine Leitpfosten wie in Deutschland. In der Nähe der Dörfer laufen viele Menschen auf den Straßen. Fahrradfahrer ohne Licht. Die entgegenkommenden Autos und LKW blenden häufig. Gott ist mit uns und schenkt uns eine ruhige Fahrt. Um 1:00 Uhr kommen wir in Garoua an :-) Hadidjatou und Ginan erwarten uns :-) Es ist schön wieder bei ihnen zu sein.

Es ist Donnerstag, 18.05.2006: 7:00 Uhr aufstehen. Die beiden Jungs haben das total verdreckte Auto schon gewaschen. Wollte eigentlich ein Foto fürs Tagebuch machen (Ashia, liebe Leser). 7:30 Uhr Morgenandacht im Center. Irgendwie gehöre ich schon fast zum Team :-) Schön Doc, Jacques, Mirabeau und die anderen wieder zu sehen.

Wir laden die Medikamente und das restliche Material, das wir hochgefahren haben aus. Michael und Ginan machen sich gleich an die Arbeit und räumen die Materialien ein. Michael wird in Garoua bleiben, um das Center und die Arbeit dort kennen zu lernen.

Am gleichen Tag geht die freudige Nachricht um: Die Frau von Doc Tagne hat einen kleinen Sohn geboren. Manuel Tagne. Am Samstag besuch bei den stolzen Eltern. Ich glaube ich hatte noch nie ein so kleines Baby auf dem Arm. Etwas unsicher wirke ich schon auf dem Bild.


Tonton Klaus mit Manuel Tagne - 2 Tage jung


Ein Wunder

Ich bleibe bis 22.05.2006 in Garoua. Zum ersten Mal habe ich kein Programm und kann etwas "abhängen". Ich lese in der französischen Bibel und stolpere über den Vers: "Je suis noire, mais je suis belle." (Hohelied, 1, 5) ["Ich bin schwarz, aber ich bin schön," wörtlich übersetzt. Luther übersetzt diese Stelle: "Ich bin braun, aber gar lieblich."] Ich frage Ginan, ob sie diese Stelle versteht. Sie drückt mir ein Buch in die Hand: "In der Königskammer, Prophetische Auslegung des Hohenliedes" von Andreas Pohlmann. Das Buch ist eine Offenbarung für mich. Der Autor beschreibt an Hand des Hohenliedes Salomos die Liebesbeziehung von Jesus mit seiner Gemeinde. König Salomo steht für Jesus und Sulamith für seine Gemeinde. Das Buch transformiert meine Liebe zu Jesus auf eine neue Ebene. Ein Zitat in dem Buch hat mich sehr berührt und ich werde diesen Spruch nie vergessen: "Liebe mich am meisten, wenn ich es am wenigsten verdiene, denn dann brauche ich es am meisten." Schön und wahr, gell :-)


Tata Ginan mit den Sonntagsschulkindern

Die Zeit in Garoua ist von den Abschiedsvorbereitungen Ginans geprägt. Nach fast 3 Jahren in Kamerun verlässt sie sehr schweren Herzens Garoua und das Center. Für mich ist Garoua ohne Ginan kaum vorstellbar. Doch sie folgt dem Ruf unseres HERRN, der ihr in Deutschland eine neue Aufgabe gegeben hat. Immer wieder habe ich mich gefragt, was das Besondere an Garoua ist. Zum einen ist da ein wunderbarer Doktor. Die Mitarbeiter sind SEIN Team und es herrscht ein guter Geist, die Liebe Gottes ist wahrnehmbar. Die Organisation funktioniert im Center. Einen großen Anteil an allem hat Ginan. Sie strahlt einfach die Liebe Gottes aus. Ein Spruch von ihr wird in meinem Herzen bleiben: "Du musst die Menschen und die Dinge lieben." Ja, das tut Ginan. Sie liebt die Menschen.

Die Gespräche mit Michael, Hadidjatou und Ginan bauen mich auf und geben mir Kraft für meinen Auftrag in Maroua. Montag, 22.05.2006 brechen Georges, Jean-Francois und ich früh nach Maroua auf. Wir erreichen die Kirche in Maroua um die Mittagszeit. Eine aufregende Woche liegt vor mir.


Ich mit meinen kleinen Freunden in Garoua

Noch im Gebet in Garoua macht Gott mir deutlich, dass "Lumière" SEIN Projekt ist. Ich übe mich in Demut UND ich bin erleichtert, dass ER der Boss ist. Ich verspreche IHM, dass ich nichts ohne SEINE Anweisung tun, dass ich weder rechts noch links von SEINEM Weg abweichen werde.

Am Abend bespreche ich mit Pst. Nkweta und Pst. Theodor die Woche. Pst. Nkweta ist in dieser Woche in der Region unterwegs und begleitet uns nicht. So brechen Pst. Theodor und ich Dienstag früh auf und machen die Runde in den Ämtern. Der Vize-Präfekt und der Perfekt (vergleichbar mit unseren Landräten) stehen am Beginn unserer Tour. Es folgen der Lamido (traditioneller Führer) von Garoua, der Lamido von Meskine - gleichzeitig Bürgermeister von Maroua, Gouverneur (vergleichbar mit unseren Ministerpräsidenten der Länder), der Delegierte der Regierung für die Region ... überall stellen wir SEIN Projekt "Lumière" vor. Gott öffnet uns alle Türen und leitet die Gespräche. Die einhellige Meinung war, dass ein Ausbildungszentrum vor allem für junge Frauen in Maroua dringend gebraucht wird ABER es ist schwierig in ein Grundstück von ca. 1 ha zu finden.

Pst. Theodor und ich lassen uns weiter von Gott führen. Wir sind in einem Amtsgebäude, wissen eigentlich nicht, wen wir da suchen. Wir klopfen an die erste Tür. Verschlossen. Die zweiten Tür ist auf, aber niemand ist anwesend. Im dritten Büro ist man nicht zuständig... Wir wollten fast aufgeben. Da gehen wir einen dunklen Flur entlang und klopfen an der letzten Tür. Es empfängt uns ein freundlicher Mann und erklärt, dass wir bei ihm an der richtigen Stelle sind, nachdem wir geschildert haben, dass wir ein Grundstück für ein Ausbildungszentrum in Zentrumsnähe suchen. Gott ist groß :-) Der Beamte breitet eine große Karte von Maroua aus, nennt uns mehrere Grundstücke und teilt uns die Probleme der einzelnen Grundstücke mit. Gleich im Anschluss machen wir uns auf die Socken und besichtigen die Grundstücke.

Bei einem Grundstück schlägt mein Herz schneller. Es liegt sehr günstig an einer der Hauptkreuzungen Marouas ganz in der Nähe des Stadtzentrums. Es ist groß genug und hat eine schöne Aussicht auf einen Flusslauf Mayo genannt. In der Trockenzeit sind diese Mayos ausgetrocknet. Aber in der Regenzeit voll mit Wasser. Wieder zurück beim Beamten, stelle ich die Frage, welches Grundstück er für das geeignetste hält? Er kennt nicht meine Präferenz und deutet genau auf das Grundstück, das ich für das beste halte. Nun bereitet er ein Dossier vor, das wir beim meinem nächsten Besuch in Maroua den Autoritäten vorlegen können.


Mein kleiner Freund in Maroua: Giovanni

Weiter macht Gott mir klar, dass ich ein Team aufbauen soll. Es wird aus 12 Mitgliedern bestehen. Auch hier führt mich Gott. Wieder wohne ich bei Josephine. Sie ist ein Organisationstalent und hat viele Kontakte in Maroua. Marguerite lädt uns zum Essen ein. Sie ist eine Finanzfachfrau. Ich treffe den Präsidenten und Mitglieder der Evangelischen Kirche Kameruns. Sie können "Lumière" mit Rat und Tat unterstützen. Auch Hanna Weiberle sehe ich wieder, die ich im Februar kennen gelernt habe, als ich Hübners besuchte. Natürlich ist auch Pst. Theodor dabei - so zu sagen als Außenminister - obwohl er im Juli seine neue Stelle in Douala antritt. SEIN Team "Lumière" nimmt Gestalt an.

Wir sind mit "Lumière" einen großen Schritt weiter gekommen UND ich habe eine große Liste mit offenen Fragen mitgebracht. Wie ist die Organisationsform und Deutschland und in Kamerun? Welche Berufe sollen gelehrt, welche Jungendliche ausgebildet werden. Wie erreichen wir, dass nach 5 - 10 Jahren "Lumière" wirtschaftlich selbständig arbeitet und nicht mehr auf Mittel aus Deutschland angewiesen ist? Bei allen Fragen wird das Team eine Antwort finden und Gott wird uns führen.

Michael kommt am Freitag 26.05. nach Maroua und bleibt das Wochenende. Obwohl wir alle müde sind, machen wir uns am Samstag Nachmittag einen Ausflug zum 10 km entfernten Mindif. Es ist ein Fels, der über der weiten Ebene um Maroua aufragt. Die Piste führt schnurstracks zum Mindif, der schon von weitem zu sehen ist. Je näher wir kommen, um so eindrucksvoller ist der Hügel. 


Mindif aus der Ferne ...


... und der Nähe

Im Dorf engagieren wir einen Jungen, der Jean-Francois, Michael und mich auf den Fels begleitet. Es ist recht anstrengend. Sehr anstrengend UFF! Für mich 49-jährigen sind die anderen zu schnell. Obwohl ich sonst nicht so leicht aufgebe, habe ich diesmal gesagt, dass ich nicht weitergehe. Ich bleibe eine Weile auf einem Stein sitzen, genieße die Aussicht und bete. Gott hat mich auf eine besondere Weise belohnt: Uns sind noch andere Jungs gefolgt, unter ihnen Amadou. Er ist mit der Leichtigkeit einer Gazelle den Fels hochgeklettert. Das Besondere ist: Amadou hat nur ein Bein und läuft mit einer Krücke. Ich frage ihn ob es ein Unfall war, was er bejaht. Ich spüre, dass er nicht weiter darüber sprechen will. Da die anderen schon weit voraus sind und eine andere Route für den Abstieg nehmen, führt mich Amadou sicher den Berg hinab. Beim Hochklettern hatte ich schon Angst vor Abstieg, der normalerweise schwieriger ist als der Aufstieg. Doch Amadous Leichtigkeit, färbt auf mich ab. 


Blick vom Mindif - dann war die Batterie leer :-(

Wenn ich in Maroua wohne, werde ich öfter auf den Mindif klettern. Es ist für mich ein Ort zum Meditieren und Beten. Ich werde nur mit Amadou klettern. Ich denke das ist "der Anfang einer wunderbaren Freundschaft" (Humphrey Bogart in dem Film Casablanca). 

Am Samstag erreicht uns die Nachricht, dass Daniel Mbiwans Mutter gestorben ist, die Mutter meines Zwillingsbruders. Kurz vor unserer Abreise hat Daniel seine Mutter vom entfernten Dorf nach Yaoundé geholt. Unser Doktor hat sie gleich ins Zentralkrankenhaus überwiesen, da sie bewusstlos war.  Daniels Mutter hatte einen Schlaganfall. In mehreren SMS hatte Daniel mich auf dem Laufenden gehalten und mitgeteilt, dass es seiner Mutter langsam besser geht und dass sie wieder bei Bewusstsein ist. Die Nachricht kam deshalb ganz überraschend. So habe ich meinen Aufenthalt in Maroua nicht verlängert.

Montag, 29.05.: Wir fahren in Maroua früh los und erreichen Mittags Garoua. Ein letztes Mal Garoua mit Ginan genießen. Schnief! Dienstag brechen wir schon um 5:00 Uhr Richtung Bertoua auf. Kurzer Stopp in Meiganga, um ein Grundstück für die Kirche anzuschauen. Um 20:00 Uhr erreichen wir Bertoua. Nach weiteren 6 Stunden fahrt erreichen wir am 31.05.2006 um 14:00 Uhr Yaoundé. Gott war die ganze Zeit mit uns. Auf der Rückfahrt hat es nicht geregnet. 


Hang des Adamaoua Gebirges Blick Richtung Norden
An dieser Stelle sagte mir Gott: "Dies ist dein Land"

Zwei ereignisreiche Wochen waren um. Im Haus herrscht Trauer um Daniel Mbiwans Mutter. Ich falle erst einmal in ein Loch. Am Donnerstag schlafe ich fast den ganzen Tag. Freitag bis Sonntag plagt mich schlimmer Durchfall. TIA! Gut, dass ein Hospital in der Nähe ist :-) Ich hatte zwei Bakterien und ein Virus im Darm, die da nicht hingehören. Gott sein dank, es geht mir wieder richtig gut.

Die Woche der Abschiede beginnt am 05.06.: Appels fahren nach Bamenda. Lange haben sie auf die Aufenthaltsgenehmigung gewartet. Sie verbringen noch 1 - 2 Monate in der Bibelschule in Bamenda und reisen dann nach Deutschland. Sie werden - wie ich - wieder nach Kamerun kommen.

Am Mittwoch, 07.06. hole ich Hadidjatou und Ginan vom Bahnhof ab. Ginan fliegt am Samstag, 10.06. zurück nach Deutschland. Ich habe das Gefühl, dass sie so schnell nicht wieder nach Kamerun kommt, obwohl sie das Land und die Menschen hier sehr liebt. Gott hat einfach eine andere Aufgabe für sie in Deutschland. Mir fällt der Abschied von Ginan sehr sehr schwer SCHNIEF!!!!


Ginan und Hadidjatou

Was soll ich tun, dableiben und Ginan zum Flughafen bringen oder Daniel Mbiwan in das Dorf seiner Mutter begleiten. Ich hatte Gott gebeten, dass er mir ein Zeichen gibt. Schweren Herzens und voller Zweifel hatte ich mich dazu entschlossen, Daniel und seine Familie zu begleiten. Das Dorf liegt im Südwesten Kameruns. Die Straßen gehören zu den schlechtesten in Kamerun und sind in der Regenzeit kaum passierbar. Bernard hat den 4-Radantrieb des VW Busses repariert. Am Freitag 02.06. fährt der Konvoi nach der Andacht in der Leichenhalle des Zentralkrankenhauses los. 25 km nach Yaoundé streikt der Motor. Aus dem Auspuff läuft Öl. Das war's! Das war das Zeichen Gottes. Peter Mboh hat uns zurück nach Yaoundé geschleppt. Der Schaden am Motor war - Gott sein dank - nicht groß. Bernard hat ihn schon wieder flott gemacht.

So hatten Esther, Ginan, Hadidjatou und ich noch eine sehr schöne Zeit in Yaoundé. Madame Lee hat uns Freitag Abend zur Pizza eingeladen - köstlich die Pizza Parma. Am Samstag dann noch Shopping in Town und auf dem Markt. Es war einfach schön und ich habe diese Zeit sehr genossen.

Am Abend dann der doch tränenreiche Abschied von Ginan. Schön, dass sich unsere Wege in diesem schönen Land gekreuzt haben. Ihr Name wird immer mit "Lumière" verbunden sein. Ich alter Knabe habe viel von ihr gelernt. DANKE Ginan!

"Möge die Strasse uns zusammen führen
und der Wind in Deinem Rücken sein.
Sanft falle Regen auf Deine Felder
und warm auf Dein Gesicht der Sonnenschein.
Und bis wir uns wieder sehen,
halte Gott Dich fest in seiner Hand."
Irische Segenswünsche

 
Abschiedsfotos auf dem Flughafen

Nun ist es ruhig im "Paradies" - so wird hier unsere Wohnung genannt. Esther und ich sind alleine und finden endlich mal Zeit, intensiv miteinander zu reden. Ich nehme mir die Zeit und schreibe lange aufgeschobene Mails und heute habe ich nur am Tagebuch gearbeitet - mit einigen Unterbrechungen, als Besuch da war.

Die nächsten Wochen muss ich mich reinknien und einige Planungen vorantreiben. Du Courage.


Yaoundé, 29.06.2006

Wahrscheinlich langweile ich euch schon. Auch die letzen beiden Wochen waren spannend und aufregend. Ich weiß nicht, ob ich immer mit diesem Satz meine Eintragungen begonnen habe UND es stimmt. Gott hat jeden Tag etwas neues für mich.

Wieder habe ich Probleme mit dem Internet. Daniel und Esther kommen ohne Probleme rein. Ich nicht! :-( Mal sehen wo bei mir der Haken ist. Nun kann ich nicht bequem abends schnell Emails abholen und senden sondern muss ins Internetcafé gehen. Mein LAN Anschluss funktioniert J Zur Erklärung: Im Haus habe ich einen normalen Telefonanschluss und bin mit meinem Modem mit der Welt verbunden. Sssseeeehhhhrrrr llllaaaaannnnnggggssssaaaammmm und - wie ihr bestimmt schon mehrmals in meinem Tagebuch gelesen habt - unsicher. Die letzten Tage hatten wir wieder einmal keinen Telefonsanschluss, da irgendein Scherzbold die Leitung durchgeschnitten hat. TIA! Die Internetcafés haben meist einen Satellitenanschluss, der unabhängig von der Telefonleitung funktioniert und wesentlich schneller ist. Hier schließe ich meinen kleinen Laptop - er erregt fast überall aufsehen - via LAN an und schon kann ich schnell surfen. 

Wieder steht eine Reise vor der Tür. Am Sonntag, 02.07.2006 fahre ich noch einmal in den Norden nach Maroua. Zum ersten Mal ganz allein. Angst - nein, denn ich habe einen der immer mit mir ist - Gott. Ich freue mich schon darauf J

Doch nun wieder der Reihe nach. Anfang Juni habe ich das Projekt der koreanischen Mission in Ngaoundéré  bearbeitet (siehe 04.05.2006). Trotzdem habe ich nicht sonderlich wohlgefühlt. In diesen Wochen ruhten fast alle Projekte aus Geldmangel. Ich fragte mich: Was soll ich noch hier? Eigentlich hat mich in dieser Zeit nur noch SEIN Projekt Lumière in Kamerun gehalten. 

Dann beginnt am 17.06. die 8-tägige Pfingstkonferenz in unserer Kirche. Von Samstag 17.06. bis Samstag 24.06. waren täglich von 16:00 Uhr bis geplant 20:00 Uhr Veranstaltungen - TIA meist haben sie länger gedauert bis 21:00 Uhr und sogar bis 21:30 Uhr. Das Programm war wie folgt: 1 Stunde Lobpreis, 1 Stunde Unterricht, 1 - 2 Lieder, ein kurzes Gebet, 1 Stunde Unterricht und zum Abschluss 1 Stunde Gebet. UFF!

So intensiv habe ich mich noch nie mit der Bibel beschäftigt und in den Gebetsstunden ging richtig die Post ab. Die Bibelstunden waren je nach Pastor sehr unterschiedlich. Am dritten Tag hatte ich dann meinen emotionalen Tiefpunkt. Ein Pastor will über eine Bibelstelle sprechen, liest sie vor - UND - spricht gar nicht darüber. Meine Deutschlehrerin würde sagen: "Thema verfehlt!" Nein er spricht nicht - er schreit 90 Minuten. Was mich am meisten irritiert hat war: Die gesamte Kirche hat getobt. Nur ich saß sehr verstört unter einer fast aufgepeitschten Menge. Ich fühlte mich an unsere deutsche Vergangenheit erinnert. Nach der Veranstaltung verlasse ich fluchtartig die Kirche und schließe mich in mein Zimmer ein. 

Am nächsten Tag dann spreche ich mit meinem Zwillingsbruder Daniel darüber. Er hört was ich sage. Er sagt nicht, dass ich mit meiner Einschätzung falsch oder richtig liege. Er sagt nur, dass es mein Empfinden ist und dass dies für mich richtig ist. Wir beten miteinander und ich fange an zu weinen. Meine ganze Unsicherheit und Angst kommt hoch, dass Gott mich verlassen hat. Die Probleme nach meiner Rückkehr aus Maroua haben mich sehr mitgenommen, mehr als ich selbst gedacht habe. Alles kommt an diesem Nachmittag hoch.

Daniel teile ich mit, dass ich Angst habe, weitere Veranstaltungen zu besuchen.  Wieder eine Antwort von ihm, die ich nicht erwartet habe. Er kann verstehen, wenn ich zu Hause bleibe aber er ermutigt mich, weiter an der Konferenz teilzunehmen. Das habe ich auch gemacht UND Gott hat mich dafür gesegnet.

ALLE Blockaden der Projekte wurden in dieser Woche aufgelöst. Wir haben nun wieder Geld, dass wir an der Brücke und am Hospital weiterarbeiten können. Die Brüder und Schwestern hier sammeln fleißig Geld für das Schulprojekt und die Mission hier hat grünes Licht gegeben. So haben Robert und ich momentan alle Hände voll zu tun. J

In der Konferenzwoche, war der Heilige Geist jeden Tag spürbar. Visionen sind greifbar. Ein Erlebnis habe ich mit dem Schulprojekt. Unser Pastor geht ans Mikro und erzählt von der Vision eines Mannes: Er sieht das Schulgebäude als mehrstöckiges, außen weiß und innen gelb gestrichenes Gebäude. Wenn ich ein Gebäude zeichne habe ich meist auch schon eine Vorstellung von der Farbgebung. Ich hatte sie noch niemand mitgeteilt UND meine Vorstellung stimmt mit der Vision des Mannes überein.

Jeden Tag wird auch für Kranke gebetet und Kranke werden geheilt. Menschen, die an AIDS erkrankt sind wurden durch die Gebete nachweißlich geheilt. Das offensichtlichste Zeugnis war jedoch am letzten Abend: Bereits zwei Tage vorher viel mir eine blinde Frau auf. Sie saß eine Reihe vor mir in der Bank. Eine Stimme in mir sagte: „Diese Frau wird geheilt, sie wird wieder sehen.“ Ich habe sie dann nicht mehr gesehen und auch schon vergessen. Dann am letzten Tag kurz vor Ende der Konferenz sehe ich sie vorne stehen. Daniel und ein anderer Pastor beten für sie. Dann dreht sie sich um. Solch leuchtende Augen habe ich noch nie gesehen. Diese Frau strahlt Gottes Herrlichkeit. Sie war das Licht. Sie konnte sehen. Jetzt noch wo ich diese Zeilen schreibe läuft es mir kalt den Rücken herunter. Ich selbst kann es kaum glauben UND ich habe das Wunder mit meinen eigenen Augen gesehen.

Ein kleines Wunder habe ich an mir selbst wahrgenommen. Ich habe immer noch mit der französischen Sprache gekämpft. Ich habe zwar kleine Fortschritte gemacht – und meine Ungeduld quält mich. "Gott gib mir Geduld und zwar SOFORT!" Ich bete und bete und bete. Samstagnacht dann sagt mir Gott. „Nimm morgen deine französische Bibel mit in den Gottesdienst. Du wirst alles verstehen.“ Gesagt getan. Ich nehme La Sainte Bible mit UND verstehe nicht alles. Ich bin nicht enttäuscht und sehr ruhig – was mich jetzt wundert, wo ich das schreibe. Zu Hause lese ich dann nochmals in meiner deutschen Bibel. Nachmittags hatten wir Besuch und ich spürte schon, dass ich mich relativ fließend französisch unterhalten kann. Sonntagabend dann schreibe ich eine Email bis nach 1:00 Uhr. Dann bete ich nochmals lange und intensiv und auf einmal bete ich französisch. Zum ersten Mal J Gott ist groß.

Gott hat mich in diese Woche verändert.

·        Er hat mir deutlich gemacht, dass er Seine Zusage einhält, dass Er mit mir sein wird, mit allem was ich tun werde. J

·        Er hat mir gesagt, dass Er mir das Grundstück in Maroua geben wird. J

·        Er hat mir deutlich gemacht, dass ich immer weitergehen soll, auch wenn es schwierig wird, dass ich mich von Problemen nicht von Seinem Weg abbringen lasse J Continue, continue, continue

·        Er hat mir gezeigt, dass ich gestärkt aus einem Tal herausgehe. J

·        Er hat mir Mut gemacht, dass ich Seinem Heiligen Geist trauen soll, dass ich auf Ihm bauen kann, dass Er mein Fundament ist. J

·        Er hat mir gezeigt, dass mit Jesus ALLES aber auch alles möglich ist. J

Diese Woche sehe ich einen der Pastoren, die auf der Konferenz gesprochen haben, auf der Straße. Er sagt: "Good morning Pastor!" Ich entgegne: "I'm not a Pastor!" Er gibt mir zu verstehen, dass ich ein Pastor bin, auch wenn ich es nicht wahrhaben will. Ich erinnere mich an meine Vision der letzten Woche. Mein Missionsfeld liegt nicht hier in Kamerun, sondern in Deutschland. Ich habe gesehen, dass Gott mit Lumière zwei Ziele verfolgt. Zum einen als Hilfe für die Menschen im Norden Kameruns. Hier sind meine architektonischen und organisatorischen Fähigkeiten gefragt. In Deutschland reise ich rum und akquiriere Geld für SEIN Projekt Lumière. Ich spreche über meine Erlebnisse und Erfahrungen mit Gott in Kamerun. Da bleibt es nicht aus, dass ich missioniere. Die vielen Reaktionen auf mein Tagebuch zeigen mir, dass ich mit diesem Medium auch schon missioniere ODER? J

Viel Text - wenig Bilder - Ashia! 

Ashia kommt aus dem Pidgin-Englisch und ist mittlerweile in ganz Kamerun - auch im hohen Norden - ein geläufiger Ausdruck des Bedauerns. Ashia lässt sich nicht übersetzen. Es ist mehr als "Sorry". Es liegt eine ganze Menge an Anteilnahme in diesem Wort. Wenn ich "Ashia!" sage bin ich mit meinem Herzen bei den Problemen meines Gesprächspartners. Alles klar!

Wie erwähnt fahre ich nächsten Sonntag wieder in den Norden. In Maroua bin ich gespannt, welche Türen Gott diesmal öffnet. Sein Projekt Lumière wird wieder einen großen Schritt vorankommen. Mein Ziel ist, dass ich bei meiner Rückfahrt eine konkrete Zusage für SEIN Grundstück im Gepäck habe. SEIN Team Lumière wird sich zum ersten Mal treffen. ... Ich freue mich schon riesig, dass ich meine Freunde in Garoua und Maroua wieder sehe. J Ich bin halt ein Nordist.

Auf der Rückfahrt von Maroua nach Yaoundé werde ich wieder die Studenten in Ndang treffen. Heute habe ich den Entwurf für ihre Kirche fertiggestellt. Auch hat es Gott gefügt, dass in dieser Zeit Dr. Kim und sein Team in Ngaoundéré sind. Dann kann ich vor Ort die Ideen für die Grundstücke der koreanischen Mission vorstellen. Man hat mir mitgeteilt, dass der Lamido von Ngaoundéré mich sehen will (?). Ich bin schon sehr gespannt, was er von mir will.

Ich verspreche, dass ich in dieser Zeit viel fotografiere und dass die nächste Tagebucheintragung nicht so trocken ist.


Yaoundé, 16.07.2006

Wieder zurück in Yaoundé. Wieder funktioniert die Telefonleitung nicht. Diesmal wurde die Rechnung nicht gefunden und Camtel hat die Leitung einfach gekappt. Also warten bis Montag.

Zur Auflockerung zwei Kinderbilder:


Kinder wollen gerne "gefilmt" werden. Sie freuen sich dann
riesig, wenn ich das Foto gleich auf dem Display zeigen kann.


Dieses Foto hat mir Hanna Weiberle aus Maroua für LUMIERE
zur Verfügung gestellt. Für sie wurde dieses Kanuri-Mädchen
zum Bild für LUMIERE.

Ja im Auftrag von SEINEM Projekt LUMIERE bin ich nach Maroua gefahren. Ganz alleine - nein ER war immer mit mir. Ich habe IHM versprochen, dass ich die ganze Fahrt fasten werde. Tagsüber kein esse ich nicht und trinke nur Wasser. Abends nehme ich eine kleine Mahlzeit ein.

Sonntag, 02. Juli: Es fing schon im Zug auf der Fahrt nach Ngaoundéré an. Ich lese in meinem kleinen französischen Losungsbuch „Lumière pour chaque jour“. Zufällig J stoße ich auf 2. Chronik 1. Salomons Opfer und sein Gebet um Weisheit. Vers 2: „Und Salomon redet mit ganz Israel, mit den Obersten über tausend und über hunderttausend, mit den Richtern und mit allen Fürsten in Israel, mit den Häuptern der Sippen.“

Dann lese ich weiter in Vers 10: „So gib mir nun Weisheit und Erkenntnis …“ UND ich höre auf zu lesen und bete, dass Gott mir Weisheit gibt, dass ich ihn nur um das eine bitte: Um Weisheit. 

Ich danke Gott. Das ist doch die ideale Vorbereitung für meinen Aufenthalt in Maroua. Auch Salomon hat sich beraten. Ja sehr viel Weisheit und Erkenntnis sind nötig für SEIN Projekt und für meinen Auftrag. Pastor Theodor hat wieder Treffen mit den Autoritäten der Stadt vereinbart. SEIN Team "Lumière" trifft sich zum ersten Mal.

Ich kann einfach nicht an Garoua vorbeifahren ohne im Center "Hallo" zu sagen. So bleibe ich eine Nacht. Zum ersten Mal ist Ginan nicht da :-(   Auch Hadi wirkt auch noch etwas geknickt. Die Freude ist groß als sie mich sehen. Ich gehöre fast schon zum Center - der durchreisende "Blanc".

Noir - Blanc: Gott hat uns alle nach seinem Bild geschaffen - also ist Gott schwarz und weiß. So fühle ich mich in Kamerun nicht als Fremder. Ich fahre mit dem Zug. Sitze gequetscht im Bus wie alle anderen - meist bin ich der einzige "Blanc". Wenn ich gefragt werde, ob ich die kamerunische Küche mag, antworte ich, dass ich gerne "Baton du Manioc" - eine in Bananenblättern gekochte Maniokmasse - und "Ndolé" - grünes Gemüse ähnlich Spinat - esse. In Maroua und Ngaoundéré fahre ich gerne mit dem Moto - dem günstigen Motorradtaxi. Ich laufe gerne. Ich lerne, mich in die Kultur einzufügen - nicht anbiedernd sondern interessiert, neugierig und zurückhaltend. Ich habe vertrauen, das manchmal ausgenutzt wird, meist werde ich jedoch mit einer offenen Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft belohnt.


Typisches "Photo de famille" - Noire et Blanc

Doc Tagne fragt mich, warum ich Maroua ausgewählt habe und nicht Garoua. Ja - warum? Wenn es nach mir gegangen wäre, nach meinem Herzen - ich hätte sofort Garoua gewählt. Gott hat mich jedoch nach Maroua geführt. Die vielen Zeugnisse sprechen für sich.

Dienstag, 04.Juli: Ich fahre mit dem Bus nach Maroua. Theodor legt ein Tempo vor, dem ich nicht folgen kann. Ich bin noch müde von der Fahrt und dann noch das Fasten. Jedenfalls ging's gleich los. Termin mit dem Kollegen auf dem Amt. Er hat zwei Pläne vorbereitet. Abends sitzen wir an den Formulierungen der Anfrage für das Grundstück, das an den Präfekten gerichtet ist.

Ich falle müde ins Bett. Fahrt, Fasten und dann noch das Klima. Diesmal macht mir auch das Klima zu schaffen. Eigentlich ist Regenzeit. Man sagt mir, dass es in diesem Jahr ausgesprochen trocken ist. Es regnet nur sehr wenig und es ist heiß; das heißt: Es ist heiß und feucht. Ich liege nachts nur mit Shorts bekleidet auf dem Bett, rühre mich nicht und schwitze. 

Mittwoch, 05. Juli: Wir fahren zuerst um Délégué Gouvernemental. Warten! Geduld ist angesagt. Wir sitzen auf glühenden Kohlen, da wir um 11:00 Uhr einen Termin beim Gouverneur haben. ... Schließlich vereinbaren wir einen neuen Termin am Nachmittag und fahren zum Gouverneur.

Wir werden zu ihm vorgelassen und geben wir ihm unser Dossier.  Uns war klar, dass die zuständige Stelle der Präfekt ist. Doch da auch die anderen Behörden gehört werden, unter anderem der Gouverneur, ist es ganz gut, diese vorzubereiten. Etwas zurückhaltend hat uns der Gouverneur seine Unterstützung zugesagt.

Am Nachmittag dann der Rückschlag: Der Délégué lehnt das angefragte Grundstück kategorisch ab. Sie wollen auf diesem Grundstück einen LKW Parkplatz errichten. Sie hätten schon die Mittel und könnten gleich damit anfangen. Keine Chance! Ich hatte das Gefühl, dass er Vorbehalte gegen "Blanc" hat.

Welch eine Fehlplanung: Ein LKW Parkplatz mitten in der Stadt? In anderen Städten haben sie diesen großen Parkplatz am Stadtrand angesiedelt, wo er auch hingehört. Dann gibt es im Zentrum von Maroua kaum Grundstücke und dann sollen auf diesem wertvollen Gelände nur LKWs abgestellt werden? Diese Gelände sind nicht gerade Schmuckstücke und dann solch ein Durcheinander in zentraler Lage?

Innerlich habe ich gekocht :-( Doch Gott hat mich äußerlich ruhig erscheinen lassen. Meine Gefühle habe ich nicht gezeigt. Am Ende sagt er dann noch: "Wenn jedoch Gott euch das Grundstück gibt, dann bin auch ich machtlos." UND - Das habe ich schon gar nicht mehr gehört in meiner inneren Wut!

Ja - Ich war wütend. Da will man etwas gutes tun für die Stadt: Alle sagen solch ein Ausbildungszentrum ist eine große Hilfe für unsere jungen Menschen. Dann sollen sie gefälligst auch handeln und uns ein Grundstück geben. Alle weiteren Mittel kommen ja aus Deutschland. In anderen Städten - Ngaoundéré oder Garoua - werde ich mit Kusshand aufgenommen und erhalte Grundstücke ohne Probleme. Dann gehe ich einfach in eine andere Stadt. Alle diese Dinge gingen mir durch den Kopf. 

In der Nacht habe ich dann lange - ich denke es waren über drei Stunden - und intensiv gebetet. Ich habe Gott daran erinnert, dass er mir gesagt hat, dass wir das Grundstück bekommen. Ich habe ihn nochmals gebeten mir klar zu sagen, ob es das richtige Gelände ist und ihm eine Frist bis 5 Uhr gesetzt (schon frech von mir, oder - Gott eine Frist zu setzen). Ich bin ruhig und mit Frieden im Herzen eingeschlafen. Es war nach 1:00 Uhr.

Punkt 5:00 Uhr weckt mich Gott. Er bestätigt: "Ich gebe euch das Gelände. Warum zweifelst du?" DANKE! Wieder einmal war ich beschämt über meine Zweifel.

Donnerstag, 06. Juli: Letzte Korrekturen am Dossier! Kopien erstellen! Fahrt zum Präfekten. Ich bin völlig ruhig. Ich weiß, dass wir das Gelände bekommen.

Wir präsentieren das Dossier dem Präfekten. Wie erwähnt: Er ist der zuständige Beamte für die öffentlichen Grundstücke. GOTT IST GROSS! Er lehnt das Vorhaben des Délégué vollkommen ab und er benutzt die oben erwähnten Argumente. Ich hatte ihm meine Bedenken nicht kundgetan. Dann sagt er: "Geben sie mir Zeit! Ich weiß nicht ob sie 10.000 m² bekommen?" - "Geben sie mir Zeit!" Das hat er mehrmals gesagt und ich habe gespürt, dass in diesem Augenblick Gott durch ihn spricht.

Wieder einmal eine große Lektion zum Thema Geduld. Halleluja - Amen!

Seit dem Gespräch bin ich vollkommen sicher, dass LUMIERE dieses Gelände bekommt. Eine größere Sicherheit, als die Gottes, können wir nicht haben.

Zum Thema Sicherheit: Ich gebe alle unsere geliehene Sicherheit in Deutschland auf: Rentenversicherung - Krankenversicherung - Haftpflichtversicherung - Lebensversicherung - Rechtschutzversicherung - ...-versicherung. Wir in Deutschland sind schon eine Vollkaskogesellschaft. Wie weit hat uns diese Haltung gebracht? All das gebe ich auf und verlasse mich nur auf die Sicherheit, die uns unseren Vater gibt! In den nun fast 8 Monaten hier in Kamerun hat mir Gott die Gnade erwiesen und mich getragen - auch durch meine Zweifel. "Siehe, ich habe dir geboten, daß du getrost und unverzagt seist. Laß dir nicht grauen und entsetze dich nicht; denn der HERR, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst." Josua 1,9 (siehe Afrikatagebuch Teil I, 01.01.2006)

Freitag, 07. Juli: Erstes treffen von SEINEM Team LUMIERE. Bis auf Pastor Daniel Nkweta und Hadidjatou waren alle da. Es ist ein sehr konstruktives und erfolgreiches Treffen. Danke Gott, dass DU mich zu den Menschen DEINES Teams geführt hast.

Gott hat mir zwar den Auftrag für SEIN Projekt LUMIERE gegeben und ich mache klar, dass ich nur ein Mitglied im Team bin. Ich habe gebetet, dass die Mitglieder LUMIERE nicht nur mit Rat und Tat zur Seite stehen sondern auch im Herzen tragen. Im Treffen spüre ich die Anwesenheit SEINES Geistes und dass er meine Gebete erhört hat.

In SEINEM Team sind Pastoren, Evangelisten, Lehrer, Juristen, Administratoren. Alle Bereiche sind vorhanden, um das Projekt erfolgreich zu starten und zu führen.

Wir besprechen organisatorisches und die ersten Schritte, wenn ich im Januar 2007 nach Maroua ziehe. Ich bin sehr erfreut, dass sich das Team auch ohne mich im August wieder trifft.

Samstag, 08. Juli: Ein Tag Pause! UFF! Danke HERR! Nicht ganz; ich schreibe schon das Protokoll der Sitzung. Erst einmal auf deutsch - bis jetzt ist es noch nicht übersetzt. Ashia!

Sonntag, 09. Juli: Abschiedsgottesdienst von Pastor Theodor Yonkeu. Ach ja: Hab' ich eigentlich erwähnt, dass sein neuer Dienst in Douala sein wird. Der "Außenminister" von LUMIERE verlässt Maroua. Mit seinen hervorragenden Kontakten hat er LUMIERE viele Türen geöffnet. DANKE Theodor! Dank Handy wird er die aufgebauten Kontakte auch von Douala aus aufrecht erhalten.


Monsieur et Madame Younkeu beim Send-Off Gottesdienst

Der Aussegnungsgottesdienst ist gesegnet und trotz 4,5 Stunden kurzweilig :-) Alle waren gekommen. Wiedersehen mit vielen Pastoren, die ich bisher auf meinen Reisen kennen gelernt habe. Peinlich: "Du kennst mich nicht? Ich bin Pastor ... aus ...!" Klar, dass mich alle kennen, als "Blanc" falle ich halt auf :-) und ich habe immer noch Schwierigkeiten die afrikanischen Gesichter auseinander zu halten. Dann noch meine Schwäche, mir die Namen zu merken. Die vielen neuen Bekanntschaften. Solche peinlichen Situationen sind nicht gerade selten. Na, ja! Ich bewundere Tom, der sich innerhalb kurzer Zeit Namen gut merken kann.

Montag, 10. Juli: Letzte Vorbereitungen, dass das Licht von LUMIERE weiterbrennt, bis ich im Januar 2007 wieder nach Hause komme. Ich bin zuversichtlich.

Besuch des Krankenhauses der Evangelischen Kirche, dessen Erweiterung ich planen soll :-)


Grundstück für die Krankenhauserweiterung in Maroua

Einkauf von Souvenirs und dann die Vorbereitung meiner Abreise am nächsten Tag.

Nachmittags rufe ich dann meinen Schwager in Deutschland an. Er feiert heute seinen 70. Geburtstag. HAPPY BIRTHDAY TO YOU! Schön die Stimmen meiner Familie zu hören. Bald werde ich sie wieder sehen :-)

n der Nacht dann spricht Gott erneut mit mir. Da muss ich euch, liebe Leser, erst ein mal um Geduld bitten. Diese große Überraschung werde ich euch später mitteilen. Wieder einmal wird sich mein Leben komplett ändern. Diese Nacht habe ich nicht geschlafen.

Dienstag, 11. Juli: 5:00 Uhr aufstehen, beten. 6:00 Uhr Abschied in Maroua und Fahrt nach Garoua. Hier kann ich nochmals meine Computerkenntnisse anwenden und ein Antivirenprogramm installieren. 

Ich fühle mich großartig. Das Fasten macht mir nichts mehr aus. Ich komme gut mit einer kleinen Mahlzeit am Tag aus. Gott gibt mir große Kraft. Ein positiver Nebeneffekt ist, dass ich einige überflüssige Pfunde verloren habe.

Am Abend dann spreche ich mit Hadi. Sie ist einfach ein Schatz :-) Ihre Anregungen sind für LUMIERE äußerst wichtig. Ich hoffe, dass sie ihre Liebe Medi (ein Mann!) bald heiraten kann.

Mittwoch, 12. Juli: Abschied von meinen Freunden in Garoua. Dieses Mal für eine längere Zeit. Ich werde sie erst in Januar wieder sehen. In der Morgenandacht erzähle ich von LUMIERE, von Maroua und meinem Auftrag. Ich muss schon mit den Tränen kämpfen - Warum lasse ich sie nicht einfach laufen?

Doc Tagne ermutige ich. Er soll Geduld haben - ja auch Afrikaner sind ungeduldig. Ich weiß, dass Gott und sein Heiliger Geist im Center anwesend sind. Eines Tages wird die Vision von Doc Tagne für sein Center Wirklichkeit sein. Es freut mich, dass ich mich auch von seiner lieben Frau verabschieden kann und wir etwas Zeit für private Gespräche haben. Er, seine Familie und das Team im Center sind wirkliche Freunde. 

Fahrt von Garoua nach Ngaoundéré. Am Nachmittag komme ich an. Da es regnet muss ich mit dem Taxi zu Pastor Bouba fahren. Er ist krankt. Gott gibt ihm die Kraft, dass er mit mir nach Ndang fährt. Dort stelle ich den Studenten die Planung für ihre Kirche vor. ENDLICH! Was im November begonnen hat, liegt nun als Plan auf dem Tisch.

Pst. Bouba und die Studenten waren angetan von der Planung. Auf die Frage, ob sie noch Änderungen wünschen, kam die Antwort: "Was der Heilige Geist dir eingegeben hat, werden wir nicht ändern." Ich bin verblüfft. Seit ich hier in Kamerun arbeite, spüre ich, dass woher die Ideen kommen. Ja ich bete sogar, bevor ich mit einer Zeichnung beginne, dass der Heilige Geist mich leitet.

Wir beten, dass Gott nun die Mittel für den Bau der Kirche zur Verfügung stellt. 

Donnerstag, 13. Juli: Treffen mit Dr. Kim und seinem Team. Eine 23-köpfige koreanische Delegation war in Ngaoundéré und Umgebung: Ärzte, Krankenschwestern, Medizinstudenten. Sie haben ihren einwöchigen Urlaub - ja in Korea gibt es nur eine Woche Urlaub! - in Kamerun verbracht und Menschen geholfen. An einem Tag waren es über 600 in einer Krankenstation in der Region.

Ich durfte an der Abschlussfeier teilnehmen. Ein wenig koreanischer Folklore vor dem Palast des Lamido - mitten in Afrika.

Die Ticketfrage für den Zug war spannend. Normalerweise muss man reservieren und holt dann am Tag der Fahrt die Fahrkarte. Es arbeitet jedoch ein Bruder in Christ bei CAMRAIL (der kamerunischen Eisenbahn). Also reserviere ich nicht. Am Morgen der Abreise will ich zum Bahnhof und bei ihm die Karte kaufen, da erfahre ich, dass er Urlaub hat :-( Ich gehe zum Bahnhof. Es ist Ferienzeit. Er Zug ist ausgebucht. Keine Chance, dass ich einen Liegeplatz bekomme :-( Was tun? 

In der Schlange sagt mir Gott, dass ich ruhig sein soll. Der Mann am Schalter wird mir eine Karte verkaufen. Trotzdem bekomme ich keine? Ich bleibe ungewöhnlich ruhig. Gehe zu Dr. Kim. Ein Notable des Lamido schaltet sich ein. Jemand kümmert sich um das Ticket. Ich bleibe ruhig und warte. Eine Stunde... zwei Stunden ... Ich bleibe ruhig. Ich denke, wenn ich heute nicht fahre, dann wird Gott etwas mit mir in Ngaoundéré vor haben ...

Dann kommt der Mann, der das Ticket kaufen soll. Eine Frau hat die Reservierung storniert. Jedoch muss eine Frau aus unserer Gruppe in das Frauenabteil und ich kann dann einen Platz im Männerabteil haben. Ich soll aber noch 5.000 Fr bezahlten. Ich wollte ihm schon das Geld geben - HALT. Wofür 5.000 Fr? 3.000 Fr für seine Dienste, er hat fast einen halben Tag mit meiner Karte verbracht und ist mindestens 5 Mal mit seinem Moto zwischen Hotel und Bahnhof gependelt. Ja, und 2.000 Fr für den Mann am Schalter! ??? NEIN "... und führe mich nicht in Versuchung ..." Ich mache ihm deutlich, dass ich für seine Dienste bereit bin zu zahlen jedoch werde ich dem Mann am Schalter nicht bestechen.

Also fahre ich mit ihm zum Bahnhof - UND der Mann am Schalter verkauft mir die Karte OHNE Provision, wie Gott es mir am Vormittag gesagt hatte.

So hatte ich eine ruhige, angenehme und schnelle Fahrt nach Yaoundé. Am Freitag, 14. Juli 2006 kommen wir um 9:15 Uhr gut in Yaoundé an: Ein wenig müde, mit sehr vielen Eindrücken und Erlebnissen und überglücklich.


Yaoundé, 22.07.2006

So heute will ich endlich wieder auf Stand kommen. Pa und Ma Knorr, die Gründer der Mission du Plein Evangile waren ein paar Tage bei uns zu besuch. Doch halt, der Reihe nach:

Samstag, 15.07. ging dann mein Programm weiter: Hochzeit von Séraphine und Nathanael. Séraphine ist meine Chorschwester und Nathanael ist Kopf der Gruppe BASIC (Brothers and Sisters in Christ). Ich habe eine CD von ihnen, die ich dann in Deutschland spielen kann.

Meine Fotos sind so schlecht, dass ich sie nicht im Netz veröffentlichen kann. Jedenfalls: Es war eine wunderschöne Hochzeit. Beginn laut Programm 12:30 Uhr - tatsächlich eine Stunde später TIA. Ende ca. 18:30 Uhr. Mein Zwillingsbruder Daniel hat wunderschön gepredigt. 

Am Sonntag hat unser Chor im ersten Gottesdienst 7:30 Uhr bis 10:00 Uhr gesungen. Der restliche Sonntag war dann ruhig und ich konnte mich noch ein weinig von der Fahrt erholen.

Montag, 17.07.: Inspektion der Arbeiten auf dem Gelände: Schule, Brücke, Installation Generator und Sterilisator. Wieder mal war ich auf der Suche nach einer Möglichkeit die Pläne zu drucken. Dank Jean-Francois haben wir vormittags in der Nähe einen Kollegen gefunden, der den gleichen Plotter hat wie KOCKMANN + BEST + RATHGEBER. Ich lasse die Dateien da, vergesse aber die Pläne abzuholen - was Folgen haben wird; dazu später.

So langsam rückt mein Rückflugtermin näher. In Maroua ist die Idee gereift, am 21.August zurückzufliegen; ich hatte in Deutschland ein offenes Rückflugticket gekauft. Am 22.08. hat meine Nichte Kerstin Geburtstag: Ich bin dann das Geburtstagsgeschenk aus Afrika :-)

Am Dienstag fahre ich gleich morgens früh zu Air France, gleich um die Ecke. Der freundliche Mann am Schalter schaut in seinem Computer nach: 21.08. ausgebucht! 24.08. ausgebucht! 28.08. ausgebucht! 31.08. ausgebucht! ... Am 14.09. war der erste freie Platz. O.k.! Reserviert! 

Wieder bin ich völlig ruhig. Der Mann sagt dann noch, ich solle kurz vor dem 21.08. nachfragen, ob ggf. eine Reservierung storniert wurde. DANKE! Wenn Gott es fügt, werde ich einen Platz am 21.08. bekommen. Ansonsten bleibe ich noch etwas hier in Yaoundé - für irgendetwas wird es gut sein! Warum Gedanken machen?

Dienstag Abend bekomme ich einen Anruf, es ist schon nach 20:00 Uhr. Eine Schwester erklärt mir etwas auf französisch, dann auf englisch. Ich verstehe nur: Architekt, Pläne nicht abgeholt, Jean-Francois, Gefängnis, 8. Kommissariat. Ich verstehe nur Bahnhof????

Jedenfalls fahren Pastor Germy, zwei Freunde und ich zum 8. Kommissariat. Ja, es ist jemand namens Jean-Francois verhaftet. Ihm wird Diebstahl zur Last gelegt. Pastor Germy und ich können das gar nicht verstehen.

Was ist passiert: In dem Architekturbüro, das meine Pläne drucken wollte, wurde am Montag Nachmittag ein Laptop gestohlen. Der größte Schaden für den Kollegen ist der Datenverlust und nicht der Verlust des Computers. Jedenfalls war für eine kurze Zeit kein Mitarbeiter im Büro. Da ich die Pläne nicht abgeholt habe, nahmen sie an, dass ich Jean-Francois geschickt habe, um die Pläne zu holen - was jedoch an den Haaren herbei gezogen ist. Sie verdächtigen nun J-F dass er just in dem Moment im Büro war, als niemand da war und dass er den Computer mitgenommen hat.

Kann alles nicht sein: Ich habe J-F nicht beauftragt die Pläne zu holen. Ich habe schlicht und einfach vergessen. J-F hat einen kleinen Ferienjob und hat nachweislich in dieser Zeit in einem ca. 5 km entfernten Büro gearbeitet.

Jedenfalls wollten sie J-F die Nacht über im Gefängnis behalten. Gut dass ich gute Kontakte und alle Telefonnummern im Handy gespeichert habe. Ich rufe einen Bruder der Kirche an. Er ist leitender Kommissar im Innenministerium. Er spricht mit dem diensthabenden Beamten und J-F kommt frei. Ich verbürge mich dafür, dass er am nächsten Morgen auf dem Kommissariat erscheint.

Mittwoch, Donnerstag und Freitag war ich dann jeweils um 9:00 Uhr auf dem Kommissariat. Aussage machen! Aussage unterschreiben! Nochmals Aussage von J-F. Der Kommissar war sehr offen und freundlich. Dank meiner Intervention blieb auch J-F ruhig, was der ganzen Atmosphäre gut tat. Diese ganze Geschichte hat bei mir einen positiven Eindruck von der kamerunischen Polizei hinterlassen.

In Mbalmayo war ein Treffen der Pastorenfrauen unserer Region. Aus diesem Grund waren Pa und Ma Knorr in Yaoundé zu besuch.


Beim Abendessen im "Paradies"

Für mich ist das eine schöne Möglichkeit, dass ich Knorrs besser kennen lerne. Ich habe große Hochachtung, was aus ihrer Berufung für den Missionsdienst erwachsen ist, nämlich die MISSION DU PLEIN EVANGILE - FULL GOSPEL MISSION. Sie und Peter Schneider haben die Mission hier aufgebaut. Ich freue mich schon, wenn ich sie Anfang August in Bamenda bei dem großen nationalen Pastorentreffen der Mission wieder sehe.

Nach Schwierigkeiten und enorm hohen Telefonrechnungen haben wir den Provider gewechselt. Esther und ich sind seit Donnerstag wieder online. Ich danke Gott, dass meine Computerkenntnisse so gut sind und ich ein französischsprachiges Programm ohne Probleme installieren kann. Nun gehen wir über Handy ins Netz. Es ist schneller und günstiger. Ja, es ist so. Der einzige Nachteil ist, dass wir nur von 21:00 bis 22:00 Uhr surfen können. Dieses Zeitfenster haben wir uns gewählt. Aber: Ca va! Es geht!

Dieses Wochenende ist ruhig und ich verbringe die Zeit damit, lange aufgeschobene Emails zu schreiben und mein Tagebuch auf Stand zu bringen.

Die nächsten drei Wochen werden ausgefüllt sein. Alle angefangenen und zugesagten Projekte werde ich noch zu einem Abschluss bringen. Eine Woche Bamenda :-) Eine Woche Abschiedstour Yaoundé! Dann ab nach Deutschland :-) Was für mich die ganze Zeit unvorstellbar weit weg war, rückt nun sehr nahe. "Ganz nah die Ferne rückt" fällt mir dazu ein (siehe Afrikatagebuch ganz am Anfang). Nun freue ich mich schon, meine Familie und meine Freunde wieder zu sehen. Ich habe sehr viel zu erzählen. Die ersten Einladungen für einen Afrikaabend liegen schon vor. Ich werde bis nach Mecklenburg-Vorpommern reisen (Buschhof ich komme :-)). Ich bin offen für Einladungen. Sendet mir doch Emails.


Bamenda, 08.08.2006

Wieder bin ich in Bamenda. Vor genau 4 Monaten war ich schon einmal im englischsprachigen Nordwesten (siehe 15.04.2006). Zum ersten Mal fahre ich diese Strecke bei Tag. Zum ersten Mal sehe ich den Sanaga, den größte Fluss Kameruns, den wir überqueren. Schon ein bisschen Wehmut :-( Gott hat mir die Gnade gegeben, dass ich während meines Aufenthaltes in Kamerun viel reisen durfte. Den Sanaga habe ich heute zum 4. Mal überquert. Das erste Mal auf der Rückfahrt von der Tour mit Peter Schneider im Dezember in der Nacht. Dann auf der Hin- und Rückfahrt nach Bamenda im April - erneut im Dunkeln. Wieder einmal bewundere ich die Schönheit Kameruns. Wälder um Yaoundé. Wunderschöne Aussichten in den Bergen vor Bafousam und Bamenda. Es geht nicht nur mir so. Es ist Esthers erste Reise außerhalb Yaoundés und sie war begeistert - wie ich! Gott hat dieses wunderschöne Land erschaffen und reich gesegnet. 


Der Sanaga - der größte Fluss Kameruns

Wie vorhergesehen habe ich in den letzten Wochen sehr viel gearbeitet. Gott hat mich mit Ideen gesegnet, so dass ich viel in dieser Zeit bewegt habe. Die meisten Projekte habe ich jetzt abgeschlossen, die anderen werde ich in Deutschland fertig stellen und per Email nach Kamerun senden. Ich danke Gott für die moderne Technik :-)!

Der Highlight der letzten Wochen war meine Taufe am 30.07.2006. Vor Wochen schon habe ich meinen Zwillingsbruder Daniel Mbiwan darauf angesprochen, dass ich gerne getauft werden will. Ihr werdet euch fragen: "Ist er denn nicht getauft?" Doch: Wie viele wurde ich als Kleinkind getauft. Doch jetzt hatte ich den Wunsch, wie Jesus im Wasser getauft zu werden. Jetzt fragt ihr euch bestimmt: "Warum?" Bis zu meinem Taufgespräch hätte ich euch keine Antwort geben können. Ich spürte nur den eindringlichen Wunsch, dass ich nochmals getauft werden will.

Da meine Abreise näherrückt, habe ich Daniel nochmals auf meinen Wunsch zur Taufe angesprochen. Nun war ein Tauftermin am 30.07. angesetzt. Bis kurz vor diesem Termin war mir nicht klar: Wo? Wie? Und auch warum? 

Am Abend vor meiner Taufe haben Daniel und ich dann endlich das Taufgespräch geführt. Jetzt erst wird mir klar, warum ich mich erneut taufen lassen will. Wir lesen in Matthäus 3, 1 und 2: "Zu der Zeit kam er Täufer und predigte in der Wüste von Judäa und sprach: Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!" Und weiter ab Vers 13: "Zu der Zeit kam Jesus aus Galiläa an den Jordan zu Johannes, daß er sich von ihm taufen ließe. Aber Johannes wehrte ihm und sprach: Ich bedarf dessen, daß ich von dir getauft werde, und du kommst zu mir? Jesus aber antwortete: Laß es geschehen! Denn so gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen. Da ließ er's geschehen."

In der Guten Nachricht Bibel ist der Vers 15 so übersetzt: "Zögere nicht, mich zu taufen! Das ist es, was wir jetzt tun müssen. So eröffnen wir den Weg, auf dem der Wille Gottes ohne Abstriche erfüllt wird."

Der erste Schritt, den Johannes der Täufer fordert ist die totale Umkehr des bisherigen Lebens: "Tut Buße!" Die Taufe fordert eine radikale Umkehr des bisherigen Lebens. Ja, in der Nacht vor meiner Taufe tue ich Buße. Ich bete fast die gesamte Nacht.


Anspannung vor der Taufe

Der zweite Schritt ist, dass ich bereit bin für mein neues Leben. Die Taufe ist für mich das sichtbare Zeichen, dass ich den Willen Gottes ohne Abstriche erfülle.

So steige ich mit meinem Zwillingsbruder Daniel am Sonntag Abend in ein Pool mitten in Yaoundé, werde von ihm vollkommen untergetaucht und wieder hochgeholt. Ich werde getauft "auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes." Matthäus 28, 19.

Das Hinabsteigen und das Untertauche symbolisiert das Sterben Christi - das Sterben des alten Lebens. Das Hochholen aus dem Wasser ist die Auferstehung, das neue Leben in neuem Geist.

Nach all meinen Erlebnissen mit meinem himmlischen Vater war diese Taufe für mich ein logischer Schritt und sichtbares Zeichen meiner Demut.

Ich fühle mich wie neu geboren. Es ist der 9. Monat meines Aufenthaltes in Kamerun :-)


Yaoundé, 28.08.2006

Ja, ihr seht richtig. Ich bin immer noch in Kamerun. Ich habe noch eine große Überraschung für euch!!! :-) Patience! Die ereignisreiche Zeit hat noch einen weiteren Höhepunkt. Aber wieder der Reihe nach.

Vom 07. - 12.08. war das jährliche Treffen der Pastoren und Führer der Mission du Plein Evangile / Full Gospel Mission in Bamenda. Esther und ich kommen Dienstags an und nehmen ab Mittwoch an den Veranstaltungen teil. 

Das "Retreat" ist ein geistlicher Aufbau ersten Ranges. Täglich 4 "Lehreinheiten". Pastor Akanni aus Nigeria war der Hauptredner. Ich habe noch nie einen Menschen erlebt, der so nahe an der göttlichen Heiligkeit SEIN Wort verkündet hat. Er hat es nicht ausgelegt, wie viele, er hat es verkündet. In 5 Lehreinheiten hat er nur über Epheser 4: 1 -16 "Die Einheit im Geist und die Vielfalt der Gaben" gesprochen. 


Gruppenfoto - ganz links am Rand findet ihr mich

Es ist Gottes Wille, dass wir Christen SEINEN Leib bilden, jeder nach seiner Gabe. Es war deutlich, dass Gott die Mission dafür ausersehen hat, diesen Leib zu bilden. Diese Vision wird die Mission verändern. Mich hat sie verändert.

Mein Freund und Pfarrer Jürgen Singer weiß, dass ich große Schwierigkeiten hatte ein Abschnitt des  Glaubensbekenntnisses zu beten: "Ich glaube an die heilige christliche Kirche!" Jürgen, jetzt weiß ich, was damit gemeint ist. Ja ich bin stolz ein Teil dieser heiligen christlichen Kirche zu sein. Kirche ist nicht die Institution sondern wir alle sind Glieder seines Leibes "nach dem Maß der Gabe Christi." (Epheser 4: 7) Lasst uns werden wie die Urgemeinde: "Alle aber, die gläubig geworden waren, waren beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam. Sie verkauften Güter und Habe und teilten sie aus unter allen, je nach dem es einer nötig hatte. Und sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen und lobten Gott und fanden Wohlwollen beim ganzen Volk. Der Herr aber fügte täglich zur Gemeinde hinzu, die gerettet wurden." (Apostelgeschichte 2: 44 - 47)

In Bamenda ruft mich Gott erneut zu seinem Dienst auf. Mir ist klar, dass meine Mission vielseitiger ist, als ich von Anfang gedacht habe. LUMIERE hat nicht nur eine Mission in Kamerun sondern auch in Deutschland. Mit all meinen Erlebnissen mit meinem himmlischen Vater hier in Kamerun habe ich die Aufgabe in Deutschland zu missionieren.

Auf der Rückfahrt sind im Bus viele Pastoren und Leiter der Mission aus Yaoundé. Wir fangen im Bus an zu singen und zu lobpreisen. Die Pastoren predigen und verkünden unseren Mitfahrern das Evangelium. 


Gottesdienst im Bus

Sie fragen mich, ob ich auch ein paar Worte sprechen will. Außer mit Esther habe ich mit niemandem gesprochen. Woher wissen die von meinem Auftrag? Gott fordert mich auf, einfach ins kalte Wasser zu springen. Sie kündigen mich an als "Evangelist Klaus!" - Ich bin als Architekt in Kamerun angekommen und kehre als Evangelist nach Deutschland zurück.

 
Evangelisation im Bus

Hier noch ein paar Eindrücke des Landes, in das ich mich verliebt habe und das mich so herzlich aufgenommen hat.


Landschaft bei Bamenda


Robert Efombo mit einer Marktfrau


Markt am Straßenrand


Die Gerüche und die Geräusche müsst ihr euch vorstellen

Liebe Leser meines Afrikatagebuches: Das ist aber noch nicht alles! Das war noch immer nicht mein Höhepunkt! Das war noch immer nicht die große Überraschung! 

Alle Kameruner, die mir nahe standen, stellten mir irgendwann die Frage: "Was ist mit deiner Familie? Was ist mit deiner Frau? Hast du Kinder?" Ich erzählte dann meine Lebensgeschichte, dass meine Frau vor 3 Jahren gestorben ist, dass Gott uns keine Kinder geschenkt hat und und und. Die Frage die dann folgte war auch immer gleich: "Willst du wieder heiraten?" 

Ihr müsst wissen: Für Kameruner ist es sehr wichtig, verheiratet zu sein und möglichst viele Kinder zu haben. Die Großfamilie ist ihre Sozialversicherung. Jemand, der alleine ist, hat in Kamerun kein hohes Ansehen.

Meine Antwort lautete immer: Ich suche hier in Afrika keine Frau! Wenn Gott mir jedoch eine Frau gibt, werde ich der glücklichste Mann der Welt sein. Wenn nicht, werde ich wie Apostel Paulus alleine SEINE Mission erfüllen. Meiner kamerunischen Freunde sagten dann IMMER: "Ich bete dafür, dass Gott dir eine Frau gibt!"

Eines habe ich euch bei der Schilderung verschwiegen, als Gott im Januar mir SEINE Vision mitgeteilt hat. Als ich geklagt habe, dass ich diese Mission alleine nicht erfüllen kann, sagt Gott: "Ich werde dir eine Frau an deine Seite geben. Du wirst sie sofort erkennen, wenn du sie siehst."

Warum habe ich das im Tagebuch nicht veröffentlicht? Ich habe es ganz einfach vergessen und ich war mir beim Schreiben nicht mehr sicher, ob Gott das wirklich gesagt hat. Und das war gut so. Ich bin jetzt nicht in Kamerun rumgereist und habe nach einer Frau Ausschau gehalten. Meine Gebete wurden jedoch intensiver: "Gott, wenn es dein Wille ist, dann gib mir eine Frau, die mich und DEIN Projekt LUMIERE unterstützt."

Bei meinem Besuch in Maroua im Mai wurde unsere Gruppe von Marguerite zum Abendessen eingeladen. Sie ist schön. Sie ist alleinstehend. Sie ist sehr natürlich. Mein Herz hüpft. Ich schenke dem aber keine rechte Beachtung.

Ich muss ein wenig ausholen: Überall wo ich hinkomme falle ich natürlich auf. Wenn ich eingeladen werde, bin ich der besondere Gast und werde auch dementsprechend behandelt. In Nordkamerun sitzt die Familie normalerweise auf dem Boden auf einem Teppich und isst mit der Hand aus einer Schüssel. Wenn ich oder unsere Gruppe eingeladen werden, müssen wir auf den - meist unbequemen - Sesseln platz nehmen. Die guten Porzellanteller, Besteck und Gläser werden aus dem Schrank geholt. Wir essen dann mit den Tellern auf den Knien. Extrem ist es mir in Kousséri aufgefallen. Mehrmals hat mich der Pastor eingeladen. Seine Familie isst auf dem Boden. Ich und der Pastor "dürfen" in den Sesseln essen. Wie gerne hätte ich mich zu der Familie auf den Boden gesetzt und mit den Fingern aus der Schüssel gegessen.

Bei Marguerite war ich kein spezieller Gast, ich war ein Freund des Hauses, ein Bruder in Christus. Zum ersten Mal durfte ich auf dem Boden und mit der Hand essen. Ich fühlte mich sofort zu Hause. Weiter nichts.

Wir haben uns noch ein paar mal getroffen. Ich dachte jedes Mal: "Was für eine schöne Frau. Selbstbewusst. Selbständig. Warum ist sie noch nicht verheiratet?" Weiter nichts.

Zurück in Yaoundé denke ich nicht weiter an Marguerite. Dann fahre ich wieder hoch in den Norden. Wir werden wieder von ihr eingeladen. Das ist nichts besonders, da wir fast jeden Abend von Pastoren oder Leitern der örtlichen Mission willkommen geheißen werden. Wieder denke ich: "Was für eine schöne Frau!" Weiter nichts ... oder?

Meine Abreise aus Maroua rückt näher. Ich habe noch einen schweren Gang vor mir: Eine andere Frau hat sich in mich verliebt. Die Bestätigung von Gott aber blieb aus. Ich muss es ihr vor meiner Abreise sagen. Ich bete fast die ganze Nacht und bitte Gott, dass er sie auf das Gespräch vorbereitet. Dieses Gebet war sehr intensiv! 

Kurz vor Morgengrauen lege ich mich entspannt auf das Bett. Ich bin nicht müde! Mein Kopf ist leer! Kein Gedanke! Eine große Freude und vollkommene innere Ruhe erfüllt mich. Die Vögel fangen schon an zu pfeifen. Dann die vertraute Stimme: "Ich gebe dir Marguerite als Frau!" Stille "Ich gebe dir Marguerite als Frau!" Stille "Ich gebe dir Marguerite als Frau!" Mein Herz springt vor Freude: "Ja, HERR! Ja, HERR!, JA HERR!

Jetzt erst erinnere ich mich, was Gott mir im Januar gesagt hat. Jetzt erst erinnere ich mich, dass mein Herz vor Freude gesprungen ist, als ich Marguerite zum ersten Mal gesehen habe.

Am Morgen dann das Gespräch mit der anderen Frau. Gott hat sie wirklich vorbereitet und ihr in der Nacht gesagt, dass ich sie nicht heiraten werde. Es war jetzt sehr einfach. GOTT IST GROSS!

Pastor Theodor holt mich ab und will mich zum Busbahnhof bringen. Ich erzähle ihm, was Gott mir in der Nacht gesagt hat. Er kehrt auf der Stelle um. Wir fahren zu Marguerite. Sie ist nicht da. Pastor Theodor ruft sie an und bittet sie nach Hause zu kommen. Sie kommt. Sie ist überrascht, mich zu sehen und weiß nicht, was Pastor Theodor von ihr will. Sie hat Angst. Wir gehen in ihr Haus und setzen uns auf den Boden. Wir beten! 

Ich erzähle, dass Gott mir gesagt hat: "Ich gebe dir Marguerite als Frau!" Stille - Stille - Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor. Marguerite zittert. Sie kann nichts sagen. Wir beten intensiv miteinander. Wir verlassen ihr Haus. Pastor Theodor fährt mich zum Busbahnhof. Beim Abschied winken wir - und ich sehe - JA SIE LIEBT MICH!

Über Pastor Theodor bleiben wir in Kontakt. Ich erfahre, dass sie fastet und betet. Ich faste schon die gesamte Reise und bin immer noch am fasten. So fasten und beten wir miteinander.

Das war am Dienstag, 11.07.2006. Ich trete die Heimreise an. Pastor Theodor hält mich auf dem Laufenden. Sie fastet und betet immer noch. Ich sende ihr SMS und teile ihr mit, wo ich gerade bin und was ich mache (siehe 16.07.2006)

Am Freitag, 14.07.2006 komme ich in Yaoundé an und sitze mit Esther am Tisch und erzähle von meinen Erlebnissen - natürlich nichts von Marguerite. Mein Handy piepst! Eine SMS! "Je t'aime!" Ich schreie und heule vor Freude. Esther ist überrascht und weiß nicht, was mit mir los ist. Ich teile meine Freude mit ihr. 

Wir schreiben Emails. Wir schreiben SMS. Wir telefonieren. Obwohl wir weit voneinander entfernt leben und uns kaum kennen, macht Gott, dass wir uns langsam kennen lernen. Unsere Liebe wächst von Tag zu Tag.

Ich erzähle es meinem Zwillingsbruder Daniel und meinen engen Freunden in Yaoundé. In Maroua ist es bis jetzt ein Geheimnis. Alle freuen sich mit uns. Die Reaktionen waren: "Ich habe dafür gebetet, dass Gott dir eine Frau gibt!" - "Ich wusste, dass du in Kamerun heiraten wirst!" 

Sie kommt nach dem "Retreat" nach Yaoundé und will mich zum Flughafen begleiten. Ich zähle die Tage bis wir uns sehen. Dann am Samstag, 13.08. fahre ich mit Pastor Theodor und Esther mit ziemlichen Herzklopfen zum Bahnhof, um sie abzuholen. 

Sie ist wunderschön. Wir fallen uns in die Arme. ENDLICH! 

Wir sprechen miteinander die ganze Nacht. Ich erzähle ihr mein ganzes Leben. Sie erzählt mir ihres.

Marguerite ist 1969 in Douala geboren. Ihre Mutter hat 14 Kinder entbunden von denen noch 7 leben. Sie hat 3 Brüder und 3 Schwestern und ist vom Alter her genau in der Mitte. Ihr Vater stirbt als sie 8 Jahre ist. Ihre Mutter lebt - sie hat den gleichen Namen wie meine Mutter ANNA. Aufgewachsen ist sie in Yaoundé. Nach dem Abitur fängt sie als Sekretärin bei einer Schweizer Entwicklungshilfeorganisation an, die sie vor 10 Jahren nach Maroua versetzt hat. Sie wollte nicht, stimmte aber dann doch zu. Seit Anfang dieses Jahres ist sie eine Art Geschäftsführerin der Zweigstelle in Maroua.

Marguerite war noch nicht verheiratet. 2005 war sie verlobt. Die Verlobung wurde jedoch gelöst. In der Mission du Plein Evangile in Maroua arbeitet sie mit Kindern in der Sonntagsschule und ist auch sonst "Mädchen für alles" der Mission. Sie ist keine typisch afrikanische Frau. Sie arbeitet und hat eine gute Position und verdient überdurchschnittlich. Sie ist sehr selbstbewusst und selbständig. Sie arbeitet viel und gerne.

Uns beiden ist klar, dass Gott uns füreinander bestimmt hat. Nur eine Heilige kann so lange warten, bis Gott ihr einen Mann gibt. Es ist nicht wie bei uns in Deutschland, wo eine Frau als Single nicht auffällt. "Was du bist schon so alt und noch nicht verheiratet!" - "Wann heiratest du?" - "Warum hast du keinen Mann?" - "Du arbeitest zu viel, deshalb hast du keinen Mann!" 

Alle meine Freunde in Yaoundé nehmen sie herzlich auf. Jetzt ist sie auch Teil meiner kamerunischen Familie in Yaoundé.

Noch vor ihrer Ankunft in Yaoundé haben wir beschlossen noch vor meiner Abreise standesamtlich zu heiraten. In Kamerun sind da jedoch bestimmte Regeln einzuhalten:

Zum ersten: Zustimmung der Kirche. Noch vor ihrer Ankunft telefoniert mein Nachbar, bester Freund, Zwillingsbruder und Pastor Daniel Mbiwan mit Marguerite und mit Pastor Theodor, der sie sehr gut kennt. Hier in Yaoundé haben wir ein intensives Gespräch mit ihm als Pastor. Er wird unsere Heirat segnen.

Zum zweiten: Beide brauchen ein ärztliches Zeugnis, dass wir gesund sind, nicht mit HIV infiziert sind und dass unsere Blutgruppen zusammenpassen. Alles Wunderbar! 

Zum dritten: Die Familie der Frau muss der Heirat zustimmen und ich muss ein "Brautpreis" zahlen. Dies war der schwierigste und aufregendste Teil. 

Wir haben von Yaoundé aus schon alles organisiert, dass wir am Dienstag, 22. August standesamtlich heiraten. Am Sonntag, 20.08. habe ich dann im zweiten Gottesdienst gepredigt :-) - dazu später mehr - so dass wir erst am späten Nachmittag mit dem Bus Richtung Douala gefahren sind. 

In Douala sind wir Abends angekommen. Marguerite hat bei ihrer Familie geschlafen und ich bei einem Bruder der Kirche. Nach einem sehr kurzen Besuch bei Marguerites Bruder fährt mich Pastor Theodor in mein Quartier. Am nächsten Tag erzählt mir dann Marguerite, dass ihr Bruder sauer auf mich ist, weil ich mir nicht die Zeit genommen habe, mit ihm und dem "kleinen" Bruder zu sprechen. Oh! Da hilft jetzt auch kein "Ashia!" mehr. Ashia für mich! Und der Familienrat trifft sich am Abend. Oh weih!

Montag dann fahren wir ins Rathaus und besprechen die letzten Formalitäten. Die Trauzeugen sollen morgen Dienstag, spätestens 9:00 Uhr im Rathaus sein, um die Urkunden zu unterschreiben. Unser Trautermin ist für 10:00 Uhr angesetzt.

Dann fahren wir in Marguerites Elternhaus. Der "große" Bruder Jean Louis kommt gerade an. Er ist nach dem Tod des Vaters Chef der Familie. Er lebt und arbeitet in Kongo und ist gerade in Douala mit dem Flugzeug gelandet. Ein kurzer Blick genügt. Wir beide mögen uns vom ersten Augenblick. Ich danke Gott!

Am Nachmittag tagt dann der Familienrat mit Marguerite - ohne mich. Sie muss Rede und Antwort stehen: Wer ist der "Blanc"? Was macht er? Wie habt ihr euch kennen gelernt? Und und und ...

Mein Zwillingsbruder und Esther kommen aus Yaoundé an. Sie sind meine Familie. Beim Treffen am Abend darf ich nichts sagen. Daniel Mbiwan wird für mich sprechen. Wir treffen uns noch mit Pastor Mahob, der mich auch vertreten wird. Er spricht die Stammessprache der Familie "Bassa" und kennt ihre Regeln und Sitten. Warten, warten warten ... Viele die mich kennen, wissen, wie schwer mir das fällt.

Das Gespräch mit der Familie ist für 19:00 Uhr angesetzt und wir warten auf den Anruf von Marguerite, dass wir kommen sollen. Warten, warten, warten ... 

Dann endlich um 20:30 Uhr kommt der ersehnte Anruf. Meine kamerunische Familie bestehend aus: Daniel Mbiwan, Pastor Mahob, Hubert meinem Gastgeber in Douala, Pastor Theodor und Esther fahren zu Marguerites Familie. Die Begrüßung ist zurückhaltend reserviert. Meine Nerven sind gespannt.

Sie geleiten uns ins Wohnzimmer. Warten, warten, warten ... Meine Spannung steigt aufs unermessliche. Warten, warten, warten ... Dann endlich gegen 22:00 Uhr kommt die Familie der Braut. Marguerite ist nicht anwesend.

Der "große" Bruder beginnt. Daniel stellt mich und meine kamerunische Familie vor. Dann übernimmt Joseph, der zweitgeborene das Wort - den ich gestern mit meinem kurzen Besuch etwas brüskiert habe. Die Stimmung ist gereizt. Warum wir es denn so eilig haben? Was das soll? Die Familie kennt mich nicht! Und und und ... Es ist sehr gut und weise, dass ich nichts sagen darf - ich wäre sonst explodiert. In meinem Kopf rumort es: "Wenn die Familie mich nicht will, dann heiraten wir eben in Deutschland ohne ihre Zustimmung wie Marguerites "kleine" Schwester Monique. Was wollen die eigentlich, die behandeln mich wie einen kleinen Jungen, dabei bin ich älter als sie. ..." Was einem halt so alles durch den Kopf geht, wenn man nichts sagen darf.

Dann zieht sich die Familie wieder zur Beratung zurück. Warten, warten warten ... Könnt ihr euch vorstellen, wie es in mir aussah? Daniel versucht mich zu beruhigen und sagt, das ist alles nur Theater. Ja, das muss er wohl sagen.

Fast eine Stunde mussten wir wieder warten bis ihre Familie kam. Nach einem dann kurzen Gespräch dann die erlösende Frage der Familie: "Ist die Person, über dir ihr sprecht im Raum?" Daniel sucht sie und endlich wird Marguerite von ihrer "großen" Schwester geholt. Daniel übergibt Marguerite die symbolische Flasche Whisky und den vorbereiteten Umschlag mit 100.000 Fr CFA. Joseph frag sie: "Liebst du diesen Mann?" Sie bejaht und gibt als Zeichen die Falsche und den Umschlag Joseph, der sie wiederum an den "großen" Bruder weiterreicht. Dann sagt er, dass die Familie mich willkommen heißt. Wir umarmen uns und mir fällt eine zentnerschwere Last vom Herzen. 


Meine Familie: Marguerite meine Frau, Maman Anna, meine 
Schwiegermutter, Joseph, mein Schwager mit seiner Frau 
Catherine, Elisabeth, meine Schwägerin, eine Freundin 
der Familie und Mary meine Schwägerin


Marguerite und Maman Anna

Nach einem wunderbaren und üppigen Mahl falle ich überglücklich ins Bett.

Dienstag, 22. August standesamtliche Hochzeit. Um 9:00 Uhr sollten die Trauzeugen im Rathaus sein. Meine beiden Trauzeugen sind Esther und Pastor Theodor. Marguerites Trauzeugen sind ihre Schwägerin Catherine und ihre "kleine" Schwester Mary. Wir kommen um 9:30 an! Von der Familie meiner zukünftigen Frau ist nichts zu sehen. Grrr! Wir müssen doch noch dei Fotos für die Heiratsurkunde machen. Die Trauringen sind noch nicht fertig! TIA! Wieder sind meine Nerven gespannt wie Gitarrensaiten. Um 9:40 Uhr kommen sie an. Es regnet wie aus Kübeln. Noch schnell zum Fotografen. Es darf nicht wahr sein, wir kommen zu unserer eigenen Hochzeit zu spät. Und das ich ...

10:15 Uhr sind wir dann im Rathaus und werden gleich in den Trausaal geführt. Welch eine Ehre: Wir werden von der Bürgermeisterin getraut. Sie liest die vier Artikel des kamerunischen Gesetzbuches vor. Ich bekomme mit, dass diese ziemlich patriarchalisch sind. Dann die Erklärung von Marguerite und mir, Austausch der Ringe, Unterschrift auf der Heiratsurkunde. Fotos. In einer halben Stunde war alles fertig.

 
Austausch der Ringe

 
Das glückliche Brautpaar mit und ohne Madame Le Maire


Die Hochzeitsgesellschaft auf dem Standesamt

Zurück in ihrem Elternhaus essen wir eine Kleinigkeit. Daniel und Esther fahren noch am gleichen Tag zurück nach Yaoundé. Wir bringen sie zum Busbahnhof. Marguerite und ich wollen noch einen Tag länger mit ihrer Familie verbringen. 

Mittwoch dann nochmals Hektik total. Alle in der Familie wollen uns sehen. Fahrt quer durch die Stadt. Die Straßen sind katastrophal. Der Verkehr mit den vielen Taxis und Motos geben mir fast den Rest. 

Auf jeden Fall will ich nochmals Maman Anna sehen. Der kurze Aufenthalt ist der Höhepunkt des Tages. Sie segnet mich, nennt mich Sohn und umarmt mich herzlich. Jetzt fühle ich mich wirklich in ihrer Familie aufgenommen. Von Anfang an mochte ich Maman Anna. Sie hat etwas sehr herzliches und sie erinnert mich an meine Mutter Anna. Sie ist mit 70 Jahren eine sehr schöne Frau.

Die Hektik hat uns deutlich gemacht, dass wir uns im Januar mehr Zeit für Marguerites Familie in Douala nehmen werden. Unsere ursprüngliche Idee war, dass die eigentliche Trauung am 06. Januar in Yaoundé sein soll. Die Vorbereitungszeit wäre jedoch sehr knapp, so dass wir nun am 27. Januar 2007 vor Gott unsere Ehe bezeugen. 5 Monate warten! Es werden lange Monate sein aber Gott wird uns für unsere Geduld belohnen :-)

Um 17:00 Uhr fährt endlich unser Bus ab Richtung Yaoundé. Um 21:00 Uhr kommen wir endlich zu Hause an. ÜBERRASCHUNG! Unsere Freunde haben eine kleine Feier organisiert. Esther, du bist großartig!


Daniel öffnet eine Flasche Champagner Chretien - ohne Alkohol


Anschnitt des kleinen "Hochzeitskuchens"

Donnerstag und Freitag kein Platz im Flugzeug. Samstag dann die Nachricht, dass selbst meine Reservierung für den 14.09. storniert ist! Was? Der Mann am Air France Schalter war sichtlich geknickt. Er hatte vergessen mich in den letzten Tagen darauf hinzuweisen, dass eine Reservierung nach einem Monat automatisch storniert wird. Nun tun sie alles, damit ich kurzfristig einen Flug bekomme. GOTT IST GROSS!

Traurig für mich ist, dass Marguerite und ich uns trennen mussten. Sie ist mit dem Zug am Samstag, 26.08. abgereist. Schnief! Ein großer Trost ist, dass wir durch unseren Vater verbunden sind. Sein Heiliger Geist kennt keine Grenzen und Entfernungen. Der Tag ist nicht weit, wo wir uns wieder in den Armen halten werden. Ich weiß, dass unsere Liebe in dieser Zeit wachsen wird. AMEN!


Kleine Abschiedsfeier für Marguerite


Esther und Marguerite

Marguerite ist nach langer Fahrt gestern, Sonntag um 22:00 Uhr total fertig in Maroua angekommen und hat heute gleich wieder gearbeitet. Ich sagte ja, sie ist keine typische Afrikanerin.

Meine nächsten und wohl letzten Eintragungen meines Afrikatagebuches werde ich wohl in Deutschland vornehmen. Meine erste Mission in Kamerun ist nun fast beendet. Einige Gespräche, die Gott mir aufgetragen hat, muss ich noch führen und dann heißt es nochmals Abschied nehmen. Schnief! Es ist jedoch nicht so schwer, da ich ja wieder komme.


Maroua, 08.09.2006

Wie habe ich oben geschrieben: "Der Tag ist nicht weit, wo wir uns wieder in den Armen halten werden. Ja, ihr lest richtig. Ich bin noch in Kamerun und in Maroua :-) Gott ist groß und hat mir ein paar zusätzliche Tage in Kamerun gegeben und mich nochmals nach Maroua geführt! Wie kam das?

Letzte Woche Mittwoch, 30.08. war ich vormittags bei Air France. Ich war sehr sicher, dass ich heute mein Ticket bekommen werde. Ich war der vierte in der Schlange. Ein Mann hat mich sogar noch vorgelassen. Ich habe das als Zeichen gewertet, dass es heute so weit ist. Dann: Enttäuschung! Wieder kein Platz. Der Mann am Schalter gibt mir den Rat, dass ich doch meine Reservierung für den 14.09. fest machen soll. Ja, die stornierte Reservierung wurde zwei Tage später wieder bestätigt. Ich denke noch: "Der kennt meinen Gott nicht. Ich bekomme früher einen Platz!" Trotzig und enttäuscht ziehe ich ab.

Am Abend kommen Dr. Kim und Team zu Besuch. Wir haben miteinander telefoniert und sie haben sich gewundert, dass ich noch da bin. Noch mehr haben sie sich am Abend gewundert, als sie meinen Trauring gesehen haben :-) 

Dr. Kim ist gerade von einem Besuch aus den USA zurückgekommen. Im Reisegepäck hat er eine große Überraschung. Die amerikanischen Brüder koreanischer Abstammung unterstützen SEIN Projekt LUMIERE in Maroua. Ist das nicht großartig? Die Organisation von Dr. Kim "Children's Rainbow Fund" will außerdem in Maroua eine Krankenpflegeschule errichten. Das ist eine ideale Ergänzung unseres Ausbildungszentrums :-) "Wir fahren am 05.09. in den Norden." Ich soll doch mitkommen :-) Ich musste nicht lange überlegen, um "JA" zu sagen. 

Das habe ich am 22.07. zum Thema Rückflugtermin geschrieben: " Wenn Gott es fügt, werde ich einen Platz am 21.08. bekommen. Ansonsten bleibe ich noch etwas hier in Yaoundé - für irgendetwas wird es gut sein! Warum Gedanken machen?" Jetzt weiß ich Gottes Plan.

Die Züge sind immer noch voll. Doch ich bekomme einen Platz! Mit dem Team von Dr. Kim verlasse ich am 05.09. Yaoundé. Wir kommen um 8:45 Uhr in Ngaoundéré an. Die Leser meines Tagebuches wissen schon, dass das sehr schnell ist. Dr. Kim und sein Team bleiben noch in Ngaoundéré und wollen später nachkommen - Probleme verhindern jedoch ihren Plan, sie kommen nicht. Ich nehme gleich den ersten Bus nach Maroua. Es ist Regenzeit und Nordkamerun hat sich total verwandelt - ein grüner Samtteppich überzieht das Land.


Die Savanne ist grün - in der Regenzeit

 Ich kann es nicht abwarten, meine Liebe zu umarmen. Um 16:30 Uhr erricht unser Bus das Ziel Maroua. Das besondere Lächeln Marguerites empfängt mich. Schön, dass Gott es gefügt hat und wir uns nochmals in den Arm nehmen dürfen!


Göllheim / Pfalz, 20.09.2006

Ja, jetzt ist meine erste Etappe in Kamerun zu Ende und ich bin wieder in Deutschland und ich schließe mein Afrikatagebuch. Doch halt! Der Reihe nach:

Die Zeit in Maroua war nochmals gefüllt: Gespräche mit den Behörden über das Grundstück. Unser Antrag macht gerade die Runde und wir haben die Gelegenheit mit den verantwortlichen Personen zu sprechen. Es geht seinen Gang und ich bin sicher, dass wir Anfang 2007 ein Teil des Grundstücks bekommen werden.


Meine zukünftige Heimatstadt Maroua

Jede freie Minute haben Marguerite und ich miteinander verbracht. Tagsüber war sie im Büro doch Abends kocht sie für mich - ich darf nicht in ihre Küche, das ist ihr Reich :-) Ich wusste ja schon, dass sie eine ausgezeichnete Köchin ist. Wir nutzen auch die Zeit um weitere Pläne zu schmieden. So schauen wir uns das Häuschen an, in dem wir die erste Zeit miteinander wohnen werden. Das ist auch eine Story für sich:

Eigentlich wollte ich das kleine Gästehaus der Mission in Maroua hinter der Kirche für mich herrichten, bis ich ein eigenes Grundstück gefunden und mein eigenes Haus gebaut habe. Für mich reicht es: Ein Raum, Küche, Bad. 

Kurz vor meiner Abreise von Maroua im Juli besuche ich nochmals Hanna, die deutsche Missionarin. Sie verkauft wunderschöne Stoffpuppen und Stofftiere, die von Frauen aus den Dörfern produziert werden. Ich decke mich mit Souvenirs bei ihr ein. Sie hat die kleine Ausstellung in dem kleinen leeren Haus neben ihrem aufgebaut. Es ist größer, hat 3 Räume, Küche, Bad. Das Haus ist voll möbliert und mit Geschirr eingerichtet. Ich frage sie, ob ich das Häuschen mieten kann, bis mein eigenes Haus fertig ist. Sie will es abklären, doch sie meint, es müsste wohl gehen. Das war zeitlich gesehen vor Marguerite. So führt Gott!

Marguerite und ich freuen uns schon, wenn wir im Januar hier einziehen. Wir nutzen die Zeit, um uns näher zu kommen. Unsere Gewissheit, dass Gott uns füreinander bestimmt hat, und unsere Liebe wächst von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde. Diese wenige Tage waren für uns nochmals äußerst wichtig. Sie ist eine wunderbare Frau und die beste Ehefrau an meiner Seite. Sie fehlt mir jetzt. Ich zähle die Tage, die Stunden, bis wir uns im November in Deutschland wieder sehen.

Am Wochenende 09./10.09. kommt Hadi zu besuch. Auch die Zeit, die wir drei verbringen ist von großer Freude und Liebe zu unserem Vater geprägt.


Hadi und Marguerite

Am Sonntag wird unsere Hochzeit auch in Maroua angekündigt. Die Freude ist groß, da Marguerite sehr beliebt ist - und die Enttäuschung ist groß, als der Pastor sagt, dass wir in Yaoundé heiraten ;-)

Sonntag, 10.09. ruft mich dann mein Zwillingsbruder Daniel Mbiwan an. Ich soll einen Tag früher nach Yaoundé zurückkommen. Die Behörden wollen mich und Esther Riess sehen. Es kann sein, dass wir beide noch unsere 10-jährige Aufenthaltsgenehmigung bekommen :-)


Mein Schatz, kurz vor der Abfahrt 
des Busses

So muss ich mich schon am Montag von meinem Schatz verabschieden und fahre mit dem Bus nach Ngaoundéré und von Ngaoundéré mit den Zug nach Yaoundé. Dienstag, 12.09. komme ich dann um 9:30 Uhr in Yaoundé an. Am Nachmittag dann der Termin bei der Behörde. Esther und ich können es kaum fassen: Ja, wir bekommen die Aufenthaltsgenehmigung. Fotos machen! Fingerabdrücke nehmen! Am Mittwoch holt dann Daniel unsere vorläufigen Ausweise ab! Wieder fällt mir ein, was ich am 22.07. zum Thema Rückflugtermin geschrieben habe: " Wenn Gott es fügt, werde ich einen Platz am 21.08. bekommen. Ansonsten bleibe ich noch etwas hier in Yaoundé - für irgendetwas wird es gut sein! Warum Gedanken machen?"

Jetzt ist der erste Teil meiner Mission wirklich zu ende. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag drücke ich kein Auge zu. Fast 10 Monate Kamerun, die mein Leben total verändert haben, gehen durch meinen Kopf. Ich sehe viele Menschen und Freunde vor meinem geistigen Auge. Viele Augenblicke erlebe ich erneut. Ich danke immer wieder Gott wie ER mein Leben geändert hat. Ja, ich kehre sehr reich nach Deutschland zurück. 

Bei meinem Abschiedsgottesdienst in Aschaffenburg am 13.11.2005 hatte ich gesagt, dass ich reich zurückkommen werde, nicht reich in unserem westlichen Sinne. Was es sein wird wusste ich nicht. Nun kehre ich wirklich reich beschenkt nach Deutschland zurück. Reich an Freunden! Reich an Eindrücken! Reich an neuen Aufgaben! Reich an Liebe! Reich beschenkt durch Gott! Alles Dinge, die auch Bill Gates mit all seinem Geld nicht kaufen kann. Ja, ich kehre glücklich nach Deutschland zurück. UND dies alles will ich teilen.

Fast alle kommen am Donnerstag nochmals vorbei, senden mir eine SMS oder rufen an, um mir "Good-by!" oder "Au-revoir!" zu sagen. Pastor Theodor kommt extra aus Douala angereist, um mich auf dem Flughafen zu begleiten.


Kurz vor der Abfahrt zum Flughafen

Mit drei Autos fährt der Konvoi um 16:30 Uhr los. Wehmutstropfen. Mein Zwillingsbruder hat sehr starke Nackenschmerzen und kann nicht mitkommen. Auch ich habe Abschiedsschmerzen und nicht nur weil sich seit Mittwoch mein Ischias wieder gemeldet hat :-( 

 
Die Delegation auf dem Flughafen - Meine kleine Schwester Esther verabschiedet diesmal mich!

Da wir recht früh waren, kam ich beim Einchecken schnell durch. Letzte Gespräche mit den Freunden. Ja, ich wusste ja schon, dass sie mir fehlen werden, doch wie sehr, merke ich jetzt erst. Die Treppe hoch zum Gate. Sicherheitskontrolle! Ab in den Flieger. Warten! Der Abflug verschiebt sich um eine Stunde. Doch diese Zeit wird beim Zwischenstopp in Douala wieder eingeholt, so dass wir fast pünktlich um 6:40 Uhr in Paris landen.

Ich habe drei Stunden Zeit und war schnell in der Abflughalle für den Flug nach Frankfurt. Die erste Deutsche Zeitung nach 10 Monaten. Die Titelseite war gefüllt mit den Diskussionen über das Papstzitat zum Islam. Mit großem Interesse lese ich die Zeitung.

Pünktlich hebt das Flugzeug in Paris ab und es setzt pünktlich um 11:10 Uhr in Frankfurt auf. Aussteigen! Mit dem Bus zum Terminal! In der Gepäckausgabe rollt auch schon das Band an und meine Koffer sind gleich ganz am Anfang dabei :-) Um 11:30 Uhr gehe ich schon durch die Tür und sehe ...

... Frank Oppermann mit Krücke, Tom Best, dann mein Schwager und meine Schwester. Welch eine Freude! :-)

Ein Mineralwasser auf dem Flughafen. Dann mit dem Auto in die Pfalz zu meiner Schwester. Hier falle ich erst mal ins Bett und schlafe eine Stunde. Am Abend dann ist die gesamte Familie anwesend und empfängt mich.


Meine Familie grüßt meine Freunde in Kamerun

Diese Mission für den HERRN hat mich verändert. Ja, ich habe mich entwickelt. Kamerun braucht Hilfe hat aber auch sehr viel zu geben. Das ist meine Mission, die ich hier in Deutschland vermitteln werde. LUMIERE ist keine Einbahnstrasse. Es wird Know-how und vor allem Geld nach Kamerun fließen und es wird sehr viel Menschlichkeit und die Liebe Gottes und SEINES Sohnes Jesus Christus von Kamerun nach Deutschland exportiert werden.

Ende November kommt Marguerite nach Deutschland. Sie will meine Familie kennen lernen und meine Familie ist auch schon sehr gespannt auf Madame Marguerite Rathgeber. Wir bleiben bis nach Weihnachten und fliegen dann zurück nach Kamerun. Am 27. Januar 2007 ist unsere kirchliche Trauung in Yaoundé und danach beginnt unser Leben und unsere gemeinsame Arbeit in Maroua für LUMIERE.