Maroua 26. Februar 2009

Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist, und was der HERR von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott. 
Micha 6, 8


Die heutige Losung ist übrigens mein Konfirmationsspruch. Als 14-jähriger konnte ich mit dem Spruch wenig anfangen, doch heute ist er einer meiner Leitsprüche und begleitet mich in meinem Leben.


Reise in den Süden

2008 haben Marguerite und ich die Grenzen der Provinz "Extrême Nord" nicht überschritten. Das Jahr war geprägt von dem Bau unseres Hauses und von Lumière-Cameroun. Unsere letzte Reise war unser Besuch in Deutschland im Herbst 2007.

Umso erfreuter war ich, als Werner Thielmann mich bat dem Verein Afrikaprojekte e.V. bei einem Schulbauprojekt in der Provinz "Südwesten" als Architekt zu beraten. Da der Verein mir dankenswerterweise die Reisekosten erstattet, gab es für mich kein Halt mehr. Endlich wieder einmal reisen.

Einziger Wehrmutstropfen: Ich muss an Marguerites 40. Geburtstag aufbrechen, um meine Freunde rechtzeitig in Douala zu treffen. Doch da Geburtstage hier nicht so einen großen Stellenwert haben wie bei uns und Marguerite auch nicht groß feiern wollte, hat sie mir die Entscheidung leicht gemacht. 

Am 5. Februar steige ich um 7:00 Uhr in den Bus nach Ngaoundéré. Es war alles geplant und vorbereitet: Der Pastor in Ngaoundéré hat die Zugfahrkarten schon gekauft. Am 6. Februar morgens sollte ich in Yaoundé eintreffen und dann gleich mit dem Bus nach Douala weiterfahren, um am Nachmittag das Team von Afrikaprojekte zu treffen, die zur gleichen Zeit mit dem Flugzeug aus Deutschland eintreffen. Am Samstag wollen wir schon früh aufbrechen, um das Gelände für die geplante Schule zu besichtigen und mit dem Betreiber zu sprechen. Der Zeitplan war straff geplant. 

Da ich meine Busfahrkarte 2 Tage vorher gekauft hatte, habe ich einen guten Platz ergattert. Wie immer lässt es sich Marguerite nicht nehmen, mich an den Busbahnhof zu begleiten. Als berufstätige Frau kann sie leider nicht mitfahren :-(

Wir fahren Richtung Ortsausgang von Maroua. Innerlich bereite ich mich auf die 8-stündige Fahrt vor. Dann werden wir von der Polizei angehalten: "Auf Anordnung des Präfekten verlässt kein Fahrzeug die Stadt vor 11 Uhr. Alle Bewohner sind verpflichtet, bei der Reinigungsaktion der Stadt anzupacken." Kurz Kopfrechnen: Wenn wir um 11 Uhr losfahren, kommen wir um 19 Uhr in Ngaoundéré an. Der Zug fährt jedoch pünktlich um 18:20 ab. Es half kein Argument: "Ich bin kein Anwohner von Maroua!" sagten einige. Andere wie ich meinten, dass wir Zugfahrkarten hätten und dringende Termine. Es half nichts, der Bus musste umkehren. Ich sah schon die gesamte minutiöse Terminplanung zusammenbrechen. Wie soll ich nun rechtzeitig in Douala sein? Die Gruppe will schon am Samstag früh aufbrechen und ich komme mit einem Tag Verspätung frühestens Samstag Nachmittag in Douala an. Wen kann ich jetzt wie erreichen? Tausend Fragen schwirren durch meinen Kopf.

Zurück bei der Busgesellschaft macht uns der Niederlassungsleiter Mut und bittet uns zu warten. Er setzt sich in seinen alten Peugeot 504 und braus los. Nach 30 Minuten kommt er zurück und fordert uns auf, einzusteigen. Der Bus fährt ihm hinterher. Wir halten vor der Gendarmerie. Ein hoher Beamter steigt in das Auto des Chefs und begleitet uns und einen anderen Bus an allen 4 Straßensperren vorbei, bis wir freie Fahrt haben. Wir wissen nicht, wie er es geschafft hat, aber ich glaube es waren die einzigen Busse, die vor 11 Uhr Maroua verlassen konnte. Wir danken Gott - ich war nicht der einzige Christ im Bus - dass ER es ermöglicht hat, aus Maroua herauszukommen. Mit gut einstündiger Verspätung verlassen wir kurz nach 8 Uhr die Stadt: Wenn jetzt alles gut geht, sollten wir rechtzeitig in Ngaoundéré sein, um den Zug zu erreichen.

Es geht alles gut. Auch die sonst pingeligen Polizeikontrollen in Gaoua lassen uns ohne Halt passieren. Gott sei Dank! Doch der Zoll kurz vor Ngaoundéré kostet uns nochmals eine halbe Stunde und einige Nerven. "Was ist in diesem Paket?" ... "... und in diesem?" Ein Händler, der in Gaoua zugestiegen ist, macht meines Erachtens den Fehler zu früh zu sagen, dass er nichts hat. So begutachten sie seine Pakete genau und fordern Rechnungen für die transportierten Waren. Sie merken, dass die Passagiere nervös werden. Ich habe das Gefühl, sie wollen das ausnützen. Sie warten darauf, dass man ihnen etwas zusteckt. Dann geht es meinst sehr schnell, dass man weiterfahren darf. Ich fragen meinen Nachbarn, der den Bus verlassen hatte, ob sie etwas gefunden haben. Er verneint es.

Kurz nach 17 Uhr kommen wir in Ngaoundéré an. Der Zug steht schon bereit. Pastor Bouba wartet schon auf mich. Wie immer hat er schon die Fahrkarten gekauft. Doch er eröffnet mir, dass die Zuggesellschaft das System geändert hat. Für Liegewagen und 1. Klasse muss man jetzt 3 Tage vorher reservieren und 5.000 Fr (ca. 7,50 €) anzahlen. Er konnte zwar keinen Liegewagenkarte für mich ergattern, doch er hat alle Hebel in Bewegung gesetzt, dass ich zumindest 1. Klasse fahren konnte. Na ja, denke ich, so sitze ich halt die ganze Nacht. Sie wird auch vorübergehen. Glücklicherweise war der Zug nicht voll besetzt und ich konnte mich auf dem Nachbarsitz ausbreiten und die Nacht vor mich hindösen. 

Wer meine Tagebücher aufmerksam verfolgt hat, weiß dass man froh sein muss, wenn man um 9 Uhr in Yaoundé ankommt. Doch bei dieser Reise habe ich einen neuen Rekord aufgestellt. Wir fuhren schon um 7:45 Uhr in den Bahnhof von Yaoundé ein. Ein anderer Mitreisender sagt, dass die Züge in der letzten Zeit sehr schnell sind. Er wäre einmal sogar schon einmal vor 7 Uhr angekommen.

Eigentlich hatte ich geplant, gleich nach Douala weiterzufahren. Als ich aber 2 bis 3 Bahnhöfe vor Yaoundé merke, dass wir früh ankommen werden, rufe ich Esther an. Kein Problem, ich soll zum Frühstück kommen. Sie muss um 10 Uhr zum Flughafen und kann mich auf dem Weg an der Busgesellschaft absetzen.

Wie immer war ihr Haus voll. Ich danke Gott, für die kurzen sehr intensiven Gespräche mit den überraschenden Begegnungen mit Freunden aus Maroua, Garoua, Yaoundé, Deutschland und der Schweiz. Diese zwei Stunden waren überaus gesegnet.

Bei der Busgesellschaft muss ich nicht lange warten und schon fahren wir los Richtung Douala. Nach gut 3-stündiger Fahrt kommen wir in dieser lauten, hektischen Stadt an. Das schwüle Klima gibt mir noch den Rest. Ich kann mich einfach nicht mit dieser Stadt anfreunden. Hier zu leben, kann ich mir nicht vorstellen.

Dankenswerterweise holt mich mein Schwager ab und bringt mich zum vereinbarten Treffpunkt. Im Gästehaus der Baptisten erhole ich mich ein wenig von der Fahrt und genieße diese kleine Oase der Ruhe mitten in der Stadt mit Ausblick auf den Hafen. Mein Missionarskollege Hans-Jörg ist zum Flughafen gefahren, um das Afrikaprojekte Team abzuholen.

Ihr seht: Reisen in Afrika ist nie normal und immer ein Abenteuer. Es gibt immer etwas zu erzählen. Am Ende der Reise falle ich abends müde ins Bett und danke von ganzem Herzen Gott.

Wie geplant brechen wir am Samstag auf, um nach Mutengene zu fahren. Wir, das sind: 

Hans-Jörg:
Seit 26 Jahren in Kamerun ist er ein sehr erfahrener Missionarskollege. Als gelernter Krankenpfleger hat er in Mamfe ein Hospital aufgebaut. Seit wir uns kennen, lädt er mich immer wieder ein, ihn und seine kamerunische Frau Mary im Busch zu besuchen. Ich bin glücklich, dass es endlich klappt.

Ulli und Inge:
Ulli ist Vereinsvorsitzender bei Afrikaprojekte und schon das dritte Mal in Kamerun. Als Wasserbauingenieur hilft er mit Rat aber auch mit Tat, die Notwasserversorgung im Hospital in Mamfe aufzubauen. Seine Frau Inge begleitet ihn in diesem Jahr das erste Mal bei seinem Missionseinsatz.

Klaus:
Auch er ist das erste Mal in Afrika. Auch er opfert wie Ulli seinen Jahresurlaub, um gemeinsam mit ihm anzupacken, dass das Hospital das ganze Jahr mit Wasser versorgt ist.

Und ich. Leider konnte Werner die Gruppe nicht begleiten. Er hat es sehr bedauert, aber letztendlich ist er dem Rat seiner Ärzte gefolgt und zu Hause geblieben. Da ich weiß, wie sehr er Afrika liebt, kann ich mir vorstellen, wie schwer ihm diese Entscheidung gefallen ist.


Der "Schulchor" mit Dirigentin ...

... heißt uns willkommen

Unser erstes Ziel war die Schule in Mutengene. Hier will Afrikaprojekte e.V. die Gruppe unterstützen, die eine Grund- und Sekundarschule bauen will.

Die Grundschule existiert schon im Ort. Ca. 500 Schüler besuchen die christlich orientierte Schule. Darunter sind gut ein Drittel Waisenkinder, die kein Schulgeld bezahlen müssen.

Obwohl am Samstag kein Unterricht ist, heißen uns die Schülern mit einem Ständchen willkommen. Dirigiert von der Klassensprecherin tragen die Kinder in ihren Schuluniformen das eigens für uns komponierte Lied mit großem Engagement vor. Ulli war so gerührt, dass ihm Tränen in den Augen standen.

Auch für unser leibliches Wohl ist gesorgt. Die afrikanische Gastfreundschaft ist wie immer überwältigend. Ich konnte von den frischen Bananen gar nicht genug bekommen; gelbe am Baum gereifte Bananen. Lecker!

Bei uns im trockenen Nordkamerun wachsen keine Bananen. Marguerite, als Südkamerunerin - für die Eingeweihten unter euch, sie ist vom Stamm Bassa - sagt oft verächtlich, dass die Bananen, die wir in Maroua kaufen können, in ihrem Dorf nur den Affen gegeben werden. In diesem Moment, da ich diese wunderbaren frischen Bananen esse, kann ich sie sehr gut verstehen.

Nachdem wir uns gestärkt haben, fahren wir zum einen Kilometer entfernten Grundstück. Der Dorfchef hat der Schule dieses ca. 1 ha große Terrain geschenkt. Wir stiefeln etwas ratlos herum - besser gesagt: stampfen kräftig auf, aus Angst vor Schlagen. Die Lage können wir nur erahnen. Es ist noch ziemlicher Urwald und muss noch gerodet werden. "Hier die großen Mangobäume! ... Nein nicht die hier vorne, die dahinter. ... Dort in der Ferne die Reihe von Palmen." Die Lage an dem leichten Abhang ist wunderschön. Ich sehe schon in meinem inneren Auge die Kinder hier spielen.

Es ist Samstag: Am Montag wollen sie beginnen, das Grundstück zu roden. Ich bitte sie inständigst die großen wunderschönen Mangobäume mitten auf dem Grundstück stehen zu lassen. Hoffentlich befolgen sie meinen Rat - bisher habe ich erfahren, dass einige meiner afrikanischen Freunde keinen großen Sinn für Pflanzen haben. Wie sagen sie hier im englischsprachigen Teil Kameruns: "We go see! Wir werden sehen!" Wenn sie die Bäume roden ist es auch nicht so schlimm. Hier im Südwesten Kameruns wachsen sie ja sehr schnell.

Ich will Ende kommender Woche auf der Rückreise nochmals in Mutengene Halt machen, um mir dann das gerodete Grundstück anzusehen und einige Maße zu nehmen.

Obwohl Werner uns angekündigt und gebeten hatte alles vorzubereiten, waren keine Pläne vorhanden, weder von dem Grundstück noch von der Schule. Godlove, der Leiter der Schule und des Projektes sagt zu, dass er alles bis zum nächsten Treffen organisieren wird. We go see!


Wie die meiste Zeit im Jahr verbirgt sich der Mount Cameroon im Nebel

Schwarzer Sandstrand

Abendstimmung am Stand von Limbe

Wie gesagt opfern Ulli und Klaus ihren Urlaub, um in Afrika zu helfen, deshalb darf es auch etwas Erholung sein. Den Sonntag verbringen wir gemeinsam am Strand von Limbe.

Viel habe ich vom schwarzen Sandstrand von Limbe gehört. Doch nun sehe ich und spüre an meinen Füßen zum ersten Mal den sehr feinen schwarzen Sand, vom Meereswasser fein gemahlenes Lavagestein. Denn der Strand liegt am Fuße des immer noch aktiven Vulkans Mount Cameroon, der letztmalig 1999 ausgebrochen ist. Von Meer aus steigt der Berg bis auf 4.070 m an und ist damit der höchste Berg Westafrikas. 

Einmal durfte ich die imposante Kulisse von Douala aus sehen. Das ist selten, da der Mount Cameroon die meiste Zeit des Jahres von Nebel und Wolken umhüllt ist - wie auch bei unserem jetzigen Besuch.

Der Strand ist traumhaft und das Wasser mit seiner Brandung so verlockend, dass ich sofort hineinspringen musste - eine Wohltat für Körper und Seele.


Berglandschaft ...

... Westkameruns

Blick von "Upstation" auf Bamenda

Stau in Bamenda

Elektroladen ...

... und ein Restaurant am Straßenrand

Die Bibelschule der Full Gospel Mission

Am Montag geht es weiter. Hans-Jörg muss zurück nach Mamfe. Es wartet viel Arbeit auf ihn, so kann er uns nicht auf unserer Fahrt nach Bamenda begleiten. Er hat Otang engagiert, der uns die kommenden Tage umsichtig chauffiert.

Von Limbe aus geht es zurück nach Douala und von dort Richtung Norden. Die Strasse führt zuerst vorbei an riesigen Palm-, Bananen- und Ananasplantagen in die Berge Westafrikas.

Erneut erschließt sich für mich eine neue unbekannte Landschaft. Grün bewaldet gleicht sie europäischen Mittelgebirgslandschaften. Wunderschöne Ausblicke eröffnen sich, während wir die Berge hoch- und runterfahren. 

Am Nachmittag erreichen wir dann Bamenda. Vor zweieinhalb Jahren war ich zum letzten Mal hier. Es beeindruckt mich immer wieder, die Stadt vor einem liegen zu sehen, wenn man sich von oben - sie nennen es "Up Station - Oberstadt" - Bamenda nähert.

Bamenda ist die Hauptstadt der Provinz Nordwest und liegt im englischsprachigen Teil Kameruns. Es ist eine quirlige, lebendige Stadt, die immer vor Lebensfreude sprüht.

Unser Besuch gilt der Bibelschule der Full Gospel Mission - meiner Kirche in Kamerun. Helga Knorr empfängt uns mit afrikanischer Gastfreundschaft. Überschattet wird unser Aufenthalt von der Nachricht, dass der junge Fahrer der Mission verstorben ist.

Werner und Helga Knorr - von allen in der Full Gospel Mission nur Pa und Ma Knorr genannt - sind die Gründer der Kirche. Als Missionarsehepaar haben sie vor über 40 Jahren mit dem Aufbau begonnen. Heute ist die Mission im ganzen Land mit über 800 Kirchen vertreten. Gespannt lauschen wir Helgas Erzählungen aus den Anfangstagen der Full Gospel Mission.

Nach einem Tag Aufenthalt verlassen wir das angenehme Klima Bamendas. Da die Stadt in den Bergen auf über 1.000 m.ü.N.N. liegt, sind die Temperaturen verglichen mit den anderen Regionen ausgeglichener und kühl. Wir Europäer fühlen uns sehr wohl. Unsere afrikanischen Freunde frieren meist. 


Nach dem Grasland Bamendas kommt das ... 

Waldland mit wunderschönen Ausblicken

Die Strasse schlängelt sich bergab

nur wenige Autos kommen uns entgegen

Baustelle mitten im Busch

Eine willkommene Pause für Otang

Durch diese Loch müssen wir durch

Blick von der neuen Brücke auf die alte

Mittwoch den 11. Februar fahren wir dann weiter Richtung Mamfe. Man hat mir bereits mehrfach erzählt, dass die Strasse zu den schlechtesten Kameruns gehört. Da wir gehört haben, dass es vor ein paar Tagen bereits geregnet hat, frage ich Otang ein weinig ängstlich, ob die Strasse passierbar ist. "Kein Problem," meint er, "mit unserem Land Cruiser kommen wir ohne Probleme durch." "We go see," denke ich nur.

Wiederum erschließt sich uns eine andere Landschaft. Die Straße führt durch dichten Wald. Durch die Berglandschaft öffnen sich immer wieder Bereiche, in denen man weit blicken kann. Landschaftlich gehört die Strasse zu den schönsten Kameruns.

"Na ja," denke ich, "so schlimm ist die Strasse auch wieder nicht. Da kenne ich schlimmere." Es geht bergauf, bergab. Nur wenige Fahrzeuge kommen uns entgegen.

Dann müssen wir anhalten. Die Strasse ist wegen Bauarbeiten einige Minuten gesperrt. Eine willkommene Pause.

Eine chinesische Firma ist dabei, die Strasse auszubauen. Wir sehen nagelneue Maschinen und LKW. Otang macht mich darauf aufmerksam. Alle Bagger werden von Chinesen bedient. Die anderen Arbeiter und LKW Fahrer sind Afrikaner.

Wir fahren weiter und dann erfahren wir doch noch - im wahrsten Sinne des Wortes - warum diese Strasse so berüchtigt ist. Wir müssen durch mehrere Meter hohe Löcher. Jedes Mal wenn ein LKW stecken bleibt, gräbt er das Loch tiefer und tiefer. In der Regenzeit ist die Strasse wirklich unpassierbar, dann stehen die Löcher nämlich voll mit Wasser.

Wie besagt: Sie sind bereits an der Arbeit. Die meisten Löcher sind bereits aufgefüllt und die Strasse planiert. Wenige Tage später hätten wir nicht mehr sehen können, warum diese Strasse so berüchtigt war.

Wir fahren über eine Brücke und nach wenigen Kilometern erreichen wir auch schon die Teerstrasse und sind bald in Mamfe.

Mamfe ist das Ziel unserer Reise. Ich habe bereits viel von dem Hospital gehört und sehe es nun mit eigenen Augen.

Mit Hilfe des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit hat die Mission in mehreren Abschnitten diese vorbildliche Klinik einschließlich OP und Geburtenstation aufgebaut. Hans-Jörg hat mit Werner Thielmann und anderen maßgeblichen Anteil am Aufbau dieser Einrichtung der Gesundheitsvorsorge. Am Eingang steht das Motto des Hospitals: "Wir behandeln, Jesus heilt und rettet."

Meine drei Begleiter sind am Ziel ihrer Reise. Sie bleiben zwei Wochen hier, um tatkräftig zu helfen. 

Die öffentliche Wasserversorgung ist nicht immer gewährleistet. Hans berichtet uns, dass es vorkommt, dass man mehrere Tage ja sogar Wochen ohne Wasser ist, für ein Hospital unhaltbar. So haben Mitglieder der Kirchengemeinde eine Grube ausgehoben. Der örtliche Bauunternehmer hat den Vorratsbehälter betoniert und das deutsche Team will nun die im Container nach Kamerun gesandten Pumpen, Rohre und Filter installieren. Eine Zusammenarbeit von Christen aus Deutschland und Kamerun zum Wohle der Allgemeinheit. Wie kann man den sozialen Auftrag unseres Herrn glaubhafter umsetzen?


Da müssen wir drüber

Hans muss bereits am darauffolgenden Tag zurück nach Douala, um Medikamente für das Krankenhaus zu kaufen. So nehme ich die Gelegenheit wahr und fahre mit ihm zurück. Meine Aufgaben in Maroua erlauben es nicht, länger zu bleiben.

Leider bleibt nur wenig Zeit Mamfe kennen zu lernen, doch das was ich gesehen habe, hat mich sehr beeindruckt. So Gott es fügt, komme ich wieder.

Wir hatten die Möglichkeit im letzten Container der Mission einen Kopierer nach Kamerun zu senden. Mit dem Container ist das Gerät in Mamfe gelandet. Wir laden es in das Auto von Hans und machen uns gegen Mittag auf den Weg. Da hier viel Holz aus den Wäldern nach Douala transportiert wird, ist die Piste relativ gut ausgebaut und wir kommen schnell voran. Nach 26 Jahren im Busch kennt Hans die Strecke in- und auswendig und umschifft gekonnt jedes Schlagloch. Zwischendurch sind einige Kilometer geteert aber dann kommt nochmals eine Pistenstrecke. Zwischendurch gibt es bereits ein paar neue Brücken. Eigentlich sollte die Strecke schon befestigt sein, doch wie so häufig ist das Geld in irgendwelche privaten Kanäle geflossen und so müssen wir immer noch über die Piste hoppeln.

Vor einer Holzbrücke ist Stau. Sie ist beschädigt. Ein Kleinbaus steckt unten im Flussbett fest. Warten: Ein Krankenwagen wagt es doch über die Brücke zu fahren. Er wird von einigen Männern dirigiert, dass er nicht einbricht. Andere schieben den Kleinbus aus dem Flussbett. Hans fährt ohne Probleme durch das Flussbett und danach geht's weiter Richtung Douala.

Wir kommen ins Gespräch: Er erzählt, dass man wenn alles gut läuft in 5 Stunden von Mamfe nach Douala fahren kann, doch manchmal braucht man auch zwei Tage, wenn sich in der Regenzeit ein Laster eingefressen hat und es keine Ausweichstelle gibt. Hans meint, dass die Strecke ihn schon nervt. Ich bewundere ihn. 26 Jahre in dieser Gegend. Meine Hochachtung! Ich habe nur 4 km bis zur geteerten Strasse und vor allem in der Regenzeit nervt mich schon diese kurze Strecke. Ich kann Hans gut verstehen.

Kurzer Stopp in Mutengene: Nichts ist vorbereitet. Weder ist das Gelände geräumt noch die Pläne kopiert. Ein wenig gefrustet fahre ich weiter nach Douala.


Die Geschwister meiner Frau

Noch am Abend steht ein Treffen mit der Missionsleitung auf dem Programm. Den Präsidenten der Kirche, David Njemo habe ich seit 2 Jahren, den Vizepräsidenten - meinen Freund und "Zwillingsbruder" Daniel Mbiwan seit über einem Jahr nicht mehr gesehen.

Die gesamte Mission war in Bewegung, da in wenigen Tagen eine einwöchige Großveranstaltung IMPACT 2009 in Douala beginnt. Ich bin froh, dass die beiden sich trotzdem ein wenig Zeit für mich nehmen. So können wir die bisher getätigten Schritte von Lumière-Cameroun und die weitere Zusammenarbeit unseres Vereins mit der Mission besprechen.

Natürlich nehme ich mir auch Zeit, meine Familie in Douala zu besuchen. In dieser Wirtschaftsmetropole und sehr europäisch geprägten Millionenstadt ist es gar nicht so einfach, mehrere Personen unter einen Hut zu bekommen. Doch am Samstagnachmittag treffe ich mich mit den in Douala lebenden Geschwister meiner Frau: Joseph, Patrice und Elisabeth. Wir überlegen und kommen zu dem Ergebnis, dass wir uns seit unserer Hochzeit am 27. Januar 2007 nicht mehr gesehen haben. Um so größer ist die Freude unseres Wiedersehens.

Auf dem Rückweg nach Norden musste ich natürlich auch einen Stopp in Yaoundé einlegen. An den Kindern konnte ich wahrnehmen, dass ich lange nicht mehr in der Hauptstadt war, der ersten Station meiner Reise nach Kamerun. Die Gespräche mit Peter Mboh, Esther, Georges und den anderen Freunden haben mir sichtlich gut getan und mich aufgebaut. Wir konnten uns über Erfolge aber auch über Probleme und Schwierigkeiten austauschen. Freunde wie sie fehlen mir schon hier in Maroua.

Da wir den Liegewagenplatz rechtzeitig gebucht haben, verläuft die Rückreise ohne Probleme. Marguerite habe ich von unterwegs auf dem Laufenden gehalten. Sie hat mir nicht geglaubt, dass ich schon um 17 Uhr in Maroua sein werde. Nach zweiwöchiger Reise bin ich ein weinig müde, doch sehr froh wieder zu Hause bei meinem Schatz zu sein um 17:15 Uhr in Maroua angekommen.

Wieder einmal durfte ich dieses wunderschöne Land bereisen. Die Aussage, dass Kamerun "Afrika im Keinen" ist, kann ich nur bestätigen. Gott hat dieses wunderbare Land gesegnet.

Ich danke Gott für die Bewahrung während der gesamten Reise.
Ich danke Gott für alle Begegnungen und Gespräche.
Ich danke Gott, dass Er mich dieses Mal in eine Gegend geführt hat, die ich noch nicht kannte.
Ich danke Gott, dass Er meine liebe Frau und unser Haus während meiner Abwesenheit beschützt hat.
IHM gehört alle Ehre.